Eine Woche vor den geplanten Präsidentschaftswahlen in Haiti haben mehrere Kandidaten die Verschiebung des für den 28. November anberaumten Urnengang gefordert. Vier der 19 Bewerber sprachen sich am Samstag in einem Schreiben an die provisorische Wahlkommission aufgrund der Cholera-Epidemie für eine Verlegung des Termins aus. Zudem verlangten sie von der Regierung die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Aufdeckung der Ursache der Seuche, die bislang rund 1.200 Menschenleben gefordert hat. Bei den Kandidaten Josette Bijou, Gérard Blot, Garaudy Laguerre und Wilson Jeudy handelt es sich jedoch um Bewerber, die nach letzten Meinungsumfragen keine Aussicht auf einen Wahlerfolg haben.
Die Favoriten im Rennen um das höchste Staatsamt hingegen betonten, dass eine Wahlverschiebung derzeit nicht auf der Tagesordnung stünde. Allerdings räumten auch sie ein, dass die derzeitigen Bedingungen keinesfalls ideal seien. Präsidentschaftskandidatin Yvon Neptune forderte die Regierung in diesem Zusammenhang auf, schnellstmöglich einen Plan zur Bekämpfung der Epidemie vorzulegen.
Der bekannte Musiker Wyclef Jean hat derweil mit Nachdruck an die Wahlberechtigten appelliert, am kommenden Sonntag ihre Stimme abzugeben. Auch die Cholera-Epidemie könnten Haitianer nicht vom Wählen abhalten. Er selbst wollte für das Amt des Staatspräsidenten kandidieren, wurde von der Wahlkommission jedoch nicht zugelassen. Der Hip-Hop-Star lebt seit seinem neunten Lebensjahr in Amerika. Das haitianische Wahlgesetz sieht jedoch vor, dass ein Präsidentschaftskandidat die vergangenen fünf Jahre durchgehend in dem Karibikstaat gelebt haben muss.
In den vergangenen Tagen war es in verschiedenen Teilen des Landes zu massiven Ausschreitungen gekommen, die sich allem Anschein nach gegen die Präsenz der UN-Friedenstruppe richtete. Die Blauhelm-Soldaten werden für die Cholera-Erkrankungen verantwortlich gemacht, nach Meinung der Demonstranten hat ein Kontingent aus Nepal den Erreger eingeschleppt. Durch die gewalttätigen Unruhen kam stellenweise das öffentliche Leben zum Erliegen, notwendige Hilfsgüter konnten nicht transportiert und Erkrankte nicht behandelt werden. Die Vereinten Nationen hingegen argumentierten, dass die Proteste eindeutig politisch motiviert seien, um die geplanten Wahlen zu stören oder zu verhindern.
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