Bolivien: Highway bedroht Indianer-Territorium

isidore

Datum: 27. November 2010
Uhrzeit: 08:33 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Brasilien schultert 80 Prozent der Baukosten

Die Landschaften in Isiboro-Secure sind sehr abwechslungsreich. Berge, Täler, Flüsse und Seen und die verschiedenen Höhenstufen von 180 bis 3.000 Meter über dem Meer bieten ein vielfältiges Mosaik verschiedener Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Bereits 1965 wurde das in den Provinzen (Departamento Beni) und Chaparé (Departamento Cochabamba) gelegene Isiboro-Secure-Gebiet offiziell zum Nationalpark erklärt und 1990 auch als Indianer-Territorium anerkannt. Seitdem trägt das nach den beiden Flüssen Isiboro und Secure benannte Naturreservat zweifachen offiziellen Schutzstatus. Mit über 1,2 Millionen Hektar Fläche ist es etwa halb so groß wie Mecklenburg-Vorpommern.

Gleich drei Indianervölker (Chiman, Mojeño und Yuracaré) leben dort in 64 Gemeinden. Mit ihrer traditionellen und umsichtigen Lebensweise haben sie bis heute die Naturschätze erhalten. Für die Landrechte haben die Indianer lange gekämpft. Erst im vergangenen Jahr erhielten sie offizielle Landtitel. Nun droht der Bau der Straße ihr Land zwischen Villa Tunari und San Ignacio de Moxos in zwei Teile zu zerschneiden. Straßen sind die Einfallstore von Landspekulanten, Kokahändlern, Ölkonzernen, Bergbaugesellschaften, Holzfirmen und der Agrarindustrie.

Das Projekt passt wenig zur Politik des bolivianischen Präsidenten Evo Morales, der seine Jugend im Chaparé verbracht hat. Morales hat als erster indigener Präsident Boliviens und mit seinem Kampf für die Rechte der Indianer und der Madre Tierra, der Mutter Erde, bereits Geschichte in Lateinamerika geschrieben. Die mächtigen internationalen Erdölkonzerne hat Morales verstaatlicht, doch den Interessen des mächtigen Nachbarn Brasiliens konnte sich Morales nicht entziehen. Im August 2009 besiegelte er mit einer Umarmung mit seinem brasilianischen Amtskollegen Lula da Silva das 415 Millionen US-Dollar teure Infrastrukturprojekt.

Brasilien schultert denn auch 80 Prozent der Baukosten, die mit 1,5 Mio. US$ pro Kilometer in einer für bolivianische Verhältnisse ungeheuren Höhe liegen. Die 306 Kilometer lange Landstraße ist Teil der berüchtigten Initiative für die Integration der regionalen Infrastruktur Südamerikas (IIRSA) und stellt eine strategisch wichtige Verbindung zwischen dem Amazonasgebiet, dem Andenhochland und der Pazifikküste her. Sie öffnet den Zugang zu reichen Ressourcenvorkommen in Bolivien (Holz, Erdgas- und -öl, Erze) und verkürzt die Entfernung zu den chilenischen Exporthäfen. Von hier sollen brasilianischer Ethanol-Agrosprit und Soja über den Ozean kostengünstig exportiert werden.

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