In Haiti erkrankt statistisch gesehen alle 20 Sekunden ein Mensch an Cholera. Dies ist das Ergebnis einer Recherche von agência latina press unter Verwendung publizierter Daten des haitianischen Gesundheitsministeriums MSPP und Schätzungen verschiedener Nichtregierungsorganisationen im Land. Seit Beginn der Epidemie Mitte Oktober wurden offiziell 84.391 Erkrankungen seitens des MSPP registriert, 1.882 Menschen kamen ums Leben. Alleine nach der verzögerten und keinesfalls vollständigen Statistik starb somit in den vergangenen 30 Tagen alle 22 Minuten ein Mensch in dem bitterarmen Karibikstaat an der bakteriellen Infektion.
Diese Entwicklung könnte sich in den kommenden Wochen und Monaten fortsetzen, befürchtet die panamerikanische Gesundheitsorganisation PAHO. Zwar habe sich die Sterblichkeitsrate in den vergangenen Tagen reduziert, Entwarnung könne jedoch keinesfalls gegeben werden. Noch immer fehlt in weiten Teilen des Landes eine adäquate medizinische Versorgung, auch die hygienischen Bedingungen und der Zugang zu sauberem Trinkwasser müssten dringend verbessert werden.
Nicht abschätzbar ist weiterhin die Dunkelziffer bei Infektionen und Todesfällen. Mediziner vor Ort gehen jetzt bereits von über 200.000 Krankheitsfällen aus, die vor allem aufgrund fehlender finanzieller Mittel und der dadurch bislang nicht realisierten optimalen medizinischen Infrastruktur sich überproportional erhöhen könnte. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erwartet nach jüngsten Schätzungen bis zu 650.000 weitere Erkrankungen in den kommenden sechs Monaten.
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat aufgrund der prekären Lage nun erneut an die internationale Gemeinschaft appelliert, zusätzliche Gelder bereitzustellen. Wie Moon am Freitag betonte, stünden erst 20 Prozent der von der UNO geforderten 164 Millionen US-Dollar zur Verfügung. „Ich fordere Sie dringend auf, helfen sie den Menschen in Haiti. Dies ist keine kurzfristige Krise. Die Welt kann also nicht kurzfristig denken. Ohne internationale Hilfe und ohne sauberes Trinkwasser hat Haiti keine Hoffnung auf nachhaltige Zukunft“ erklärte der Generalsekretär vor der UN-Vollversammlung in New York.
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