Schwere Regenfälle und unzählige Erdrutsche haben in Brasilien mindestens hunderte Menschenleben gefordert. In der Bergregion des Bundesstaates Rio de Janeiro kamen nach offiziellen Angaben der Behörden bislang 880 Menschen zu Tode, 30.000 Personen wurden obdachlos. Fast vier Wochen nach der Katastrophe werden noch immer 411 Personen vermisst.
In der Nacht vom 11. auf den 12. Januar hatte es in oberhalb von Nova Friburgo binnen weniger Stunden soviel geregnet wie normalerweise im ganzen Monat. Die Pegel der Flüsse stiegen mit rasender Geschwindigkeit an und überfluteten die Städte, kurz darauf gaben die vollkommen durchweichten Hänge nach. Schlamm- und Gerölllawinen wälzten sich durch das enge Tal und begruben hunderte Häuser unter sich.
Mit am Schlimmsten betroffen ist die Stadt Nova Friburgo, wo nach letzten Berichten der Stadtverwaltung 421 Todesopfer zu beklagen sind. Ganze Familien wurden von den Fluten mitgerissen, viele Kinder konnten nur noch tot aus den Schlammmassen geborgen werden. Auch nach einer Woche sind viele Gebiete noch immer ohne Strom.
Auch in der brasilianischen Stadt Teresópolis ist die Zahl der Todesopfer auf 362 gestiegen. Mehrere Personen sind noch unter Tonnen von Schlamm begraben. In der Region rund 100 Kilometer nördlich der Millionenmetropole Rio de Janeiro ereigneten sich durch starke Regenfälle zahlreiche Hangabbrüche. In Petrópolis starben 71 Menschen in den Schlammmassen, aus dem Nachbarort Sumidouro werden 21 Tote gemeldet, 4 Personen starben in San Jose del Valle de Rio Preto, die Behörden von Bom Jardim beklagen ein Todesopfer.
„Es war grauenhaft. Riesige Schlammlawinen wälzten sich über die Häuser und Straßen am Stadtrand. Schnell und unbarmherzig. Man hörte Schreie von Menschen“ beschreibt die 36-jährige Vanessa Lorenz im Gespräch mit agência latina press ihre Eindrücke der Horror-Nacht in Nova Friburgo. Sechs Wochen habe es fast jeden Tag geregnet, doch am vergangenen Dienstag, dem 11. Januar sei es besonders schlimm gewesen. Von ihrer Wohnung an der Uferpromenade im Zentrum der Stadt aus habe sie am Abend zunächst mit Bangen beobachtet, dass der Fluss immer schneller geflossen sei, mit rasender Geschwindigkeit anstieg und schließlich die ganze Stadt überflutete.
Brasilien hat angekündigt, sich auf zukünftige mögliche Naturkatastrophen besser vorbereiten zu wollen. Die Installation eines modernen nationalen Systems zur Warnung und Prävention solcher Extremsituationen wird nach Angaben des brasilianischen Wissenschaftsministers Aloízio Mercadante allerdings bis zu vier Jahre dauern. Mercadante hofft jedoch, dass zumindest für den kommenden Sommer das System in den kritischen Regionen des Landes in Betrieb gehen kann.
Laut Schätzungen der Regierung in Brasília gibt es landesweit rund 500 Zonen, die unter anderem von schweren Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht werden könnten. Präsidentin Dilma Rousseff beauftragte daher gleich mehrere Ministerien, sich mit der Entwicklung eines neuen nationalen Frühwarnsystems auseinanderzusetzen. Das System, dessen Kosten auf rund 1,2 Milliarden US-Dollar geschätzt werden, soll durch den Zivilschutz koordiniert werden.
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