Im Jahr 2006 hat die brasilianische Regierung den Nationalen Energieplan (Plano Nacional de Energia – PNE) verabschiedet, der die Energieversorgung Brasiliens mittel- und langfristig sichern soll. Auf der Grundlage von Prognosen zur technischen Entwicklung sowie zum Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum stellt der PNE Richtlinien zur Entwicklung des brasilianischen Energiesektors bis zum Jahr 2030 auf.
Der Plan geht vom wahrscheinlichsten Szenario für Brasilien aus, das in den nächsten beiden Jahrzehnten eine jährliche Steigerung der Nachfrage nach Strom um durchschnittlich 4,1% und ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von ca. 5% voraussieht, unter der Annahme, dass sich zum Ende dieses Zeitraums die brasilianische Bevölkerung bei einer Zahl von 238 Millionen Einwohnern eingepegelt haben wird. Ebenfalls wird von einer Steigerung der Energieeffizienz um ungefähr 30% ausgegangen, die durch den technischen Fortschritt und Regierungsprogramme ermöglicht werden soll, wie zum Beispiel durch das Programm PROCEL, (Programa Nacional de Conservação de Energia Elétrica), das Anreize zur effizienten Nutzung von Elektrizität schafft oder den Plano Nacional de Etiquetagem, der die Kennzeichnung von Produkten hinsichtlich ihres Energieverbrauchs vorsieht.
Ausgehend von diesen Prognosen muss die derzeit in Brasilien vorhandene Kapazität zur Stromerzeugung von 100 Gigawatt bis 2030 auf 220 Gigawatt erhöht werden, um die wachsende Nachfrage nach Elektrizität zu befriedigen. Der vom brasilianischen Ministerium für Bergbau und Energie entwickelte und jährlich aktualisierte 10-Jahres-Plan (Plano Decenal de Expansão) sieht vor, dass 88 Gigawatt von neu zu erbauenden Wasserkraftwerken produziert und der restliche Bedarf durch andere Quellen gedeckt werden. Durch den 10-Jahres-Plan soll die brasilianische Energieversorgung so gestaltet werden, dass sie weiterhin zu den saubersten weltweit gehört: Mehr als drei Viertel des brasilianischen Stroms stammen aus erneuerbaren Quellen, darunter vorrangig aus Wasserenergie.
Vor diesem Hintergrund spielt der Bau des Wasserkraftwerks Belo Monte eine zentrale Rolle. Mit einer Kapazität von ca. 11,5 Gigawatt, die für das Kraftwerk am Fluss Xingu vorgesehen sind, wird es alleine 12,5% der Leistung der Wasserkraftanlagen bereitstellen, die in den nächsten beiden Jahrzehnten in Brasilien errichtet werden sollen. Darüber hinaus ergänzt das Flusssystem des Rio Xingu die Flüsse des brasilianischen Nord- und Südostens, die derzeit hauptsächlich für die Produktion von Wasserkraft verantwortlich sind: Während die letzteren zwischen Januar und März Hochwasser führen, weist der Rio Xingu seinen höchsten Wasserstand zwischen April und Mai auf. Regional und jahreszeitlich wechselnde Niederschlagsmengen sind für die Sicherung der Energieversorgung Brasiliens von großer Bedeutung, da so die Wasserspeicher in Trockenzeiten durch eine verstärkte Laufleistung von Kraftwerken in niederschlagsreichen Zonen geschont werden können.
Leider kein Kommentar vorhanden!