In der Zwischenzeit hat die Cholera die Welt mehr oder weniger überrannt. In etwa 50 Ländern der Erde ist Cholera inzwischen endemisch, 2008 meldeten die Gesundheitsbehörden etwa 190000 Erkrankungen mit 5100 Todesfällen an die WHO. Das ist allerdings nur ein Bruchteil der tatsächlichen Fälle – wie viele Leute tatsächlich erkranken ist in vielen Gegenden nicht sicher festzustellen, zusätzlich melden einige Länder nur die im Labor bestätigten Fälle, wieder andere halten Meldungen zurück aus Angst vor Reisewarnungen und dergleichen. Ryan schätzt in PLoS NTD (siehe den oben verlinkten Artikel) die wahren Zahlen auf 3 – 5 Millionen Erkrankungen und etwa 100000 Toten jährlich.
Zusätzlich beobachtet die WHO seit ein paar Jahren ein neues Muster. Die lokalen Cholera-Epidemien werden häufiger, größer und dauern teils mehrere Monate an. Vor einiger Zeit ist ein Hybrid-Erreger aus El Tor und dem klassischen Cholerabakterium entstanden, der agiler und gefährlicher ist als El Tor selbst und den bisherigen Pandemie-Erreger in vielen Regionen verdrängt. Es ist zwar nicht ganz klar, ob der neue Typ etwas mit dem veränderten Epidemie-Muster zu tun hat, aber die Warnsignale sind deutlich: Fast ein Jahr lang dauerte ein Ausbruch 2008 in Simbabwe, bei dem 100000 Menschen erkrankten und 4000 starben – einer der größten je beobachteten Ausbrüche in jüngerer Zeit. Die bislang letzte derartige Epidemie begann letzten Herbst in Haiti und tötete bis heute ebenfalls mehr als 4.400Menschen – vor kurzem ist sie nach Südamerika übergesprungen.
Deswegen findet in der Community inzwischen ein Umdenken statt, hin zu einer aggressiveren Strategie gegen die Cholera. Von solchen Kampagnen hatte man in der Vergangenheit abgesehen – es wäre schwierig und teuer gewesen, und es hätte Ressourcen von den bewährten Gegenmaßnahmen abgezogen. Ihr wisst schon, die Rehydratationslösung. Inzwischen gewinnt die Idee der Massenimpfungen allerdings wieder mehr Anhänger – denn die bisherige globale Strategie gegen Cholera ist spektakulär gescheitert.
Nach den jüngsten Zahlen des nationalen haitianischen Gesundheitsministeriums MSPP (3. Februar) sind insgesamt 4.452 Menschen an Cholera gestorben. Damit forderte die gefährliche Seuche seit der letzten Erhebung weitere 118 Menschenleben. Insgesamt sind seit Beginn der Epidemie nach offiziellen Daten 225.668 Personen erkrankt, mehr als 122.000 Infizierte mussten stationär behandelt werden.
Bis zum vergangenen Mittwoch, 8. Februar, sind in der Dominikanischen Republik 278 Personen wegen schwerer Cholera behandelt worden. Insgesamt starben drei Menschen an der bakteriellen Infektion. Die Gesundheitsbehörden in der DomRep untersuchen den Tod eines Klempners, der wahrscheinlich an der Cholera gestorben ist. Der Handwerker wurde mit starkem Durchfall und Erbrechen in die Notaufnahme des Krankenhauses Toribio Bencosme, Provinz Espaillat eingeliefert. Kurz nach der Untersuchung ist der Patient verstorben.
In Venezuela sind 317 Personen mit Symptomen der Cholera behandelt worden. Dies hat Gesundheitsministerin Gesundheitsministerin Eugenia Sader in Caracas mitgeteilt. Nach ihren Worten ist die Lage unter Kontrolle, eine weitere Ausbreitung der Seuche sei nicht zu befürchten. Eine Gruppe von 453 venezolanischen Staatsbürgern hatte an einer Hochzeitsfeier in der Dominikanischen Republik (Santo Domingo) teilgenommen und sich mit der Seuche infiziert.
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