Zwei Tage vor Weihnachten erhielten wir die Nachricht, dass am nächsten Tag unsere Pferde auf der Nachbarinsel Trinidad landen sollten. Mein Mann fühlte sich nicht besonders wohl, weshalb ich am Abend vor ihrem Eintreffen nach Trinidad flog. Ein Taxi brachte mich zum Pferdehof „Bonanza“, dessen Besitzer „Rocky“, einen großen Trailer besaß. Damit wollten wir den Transport mit der Fähre nach Tobago durchführen. Als Rocky mir seinen Pferdeanhänger zeigte, traute ich kaum meinen Augen. Es handelte sich um ein Monstrum aus Holz. Von außen sah es aus wie ein alter riesiger Zirkuswagen, von innen wie ein altertümlicher Stall auf Rädern.
Noch in der Nacht fuhren wir dann zusammen zum Flughafen, um die Zollformalitäten zu erledigen. Die Beamten betrieben einen unglaublichen bürokratischen Aufwand. Zum Glück war Rocky dort ziemlich bekannt, so dass wir in der Lage waren, in der Kürze der Zeit alles erledigen zu können. Wir brauchten Stempel von diesem Amt und von jenem, mussten Formulare ausfüllen bei dieser und jener Zollstelle. Dabei wurde ich ganz schön geschröpft! Für jeden Stempel hatte ich zu bezahlen, so dass in mir der Verdacht wuchs, dass ich wieder mal über Gebühr zur Kasse gebeten wurde, da ich eben von nichts Ahnung hatte, und dazu noch eine Frau war. Man behandelte mich zwar sehr nett und freundlich, nahm mich jedoch nicht für voll. Nach Mitternacht hatten wir endlich alles erledigt, und begaben uns zusammen mit dem Amtsveterinär, den Rocky spät in der Nacht noch mobil gemacht hatte, auf den Weg zum Frachtflughafen. Die Maschine mit den Pferden sollte in den nächsten Stunden landen. Doch dort angekommen erfuhren wir, dass der Flugplan sich um ca. fünf Stunden verschoben hatte.
Also fuhren wir zu Rocky´s Farm zurück, um uns wenigstens noch für ein paar Stunden hinzulegen. Früh morgens machten wir uns erneut auf in Richtung Flughafen, und von weitem sah ich bereits die riesige Holzbox mit unseren 3 Pferden neben der Landebahn stehen. Ich war total aufgeregt und hatte richtig Herzklopfen. Fast sieben Monate hatte ich die Pferde nicht sehen können, und ich hatte sie schrecklich vermisst in dieser Zeit. Ich war überglücklich dass die Tiere wohlauf waren und mich auch sogleich wieder erkannten.
Die ganze Abfertigung am Flughafen dauerte doch ziemlich lange. Als es endlich in Richtung Hafen ging, war es bereits so spät, dass wir dachten, die Fähre nicht mehr erreichen zu können. Wie zu erwarten, waren bereits alle Plätze besetzt. Ohne Rocky wäre es unmöglich gewesen, noch ein Ticket zu bekommen. Es war ein Tag vor Weihnachten, und anscheinend wollten alle von einer Insel zur anderen. Aber zum Glück hatte Rocky auch bei der Hafenverwaltung Freunde. Er rannte mit mir zusammen ins Büro des Hafenmanagers, den er natürlich auch kannte. Ich bewunderte gebührend ein Foto dessen Ehefrau, und nach ein paar Sätzen small talk teilte dieser uns einen Platz auf der Fähre zu. Kurzerhand musste ein Truck, der bereits auf der Ladefläche geparkt war wieder heruntergefahren werden, um unserem Gefährt Platz zu machen.
Auf der Fähre war es stickig heiß, schmutzig, und zu essen gab es auch nichts. Erst jetzt bemerkte ich, wie erschöpft ich war, und dass ich seit dem Vortag nichts gegessen und getrunken hatte. Nach ein paar Stunden Fahrt standen dann auch noch sämtliche Gänge unter Wasser, das als ekelhaft stinkende Brühe unter den Toilettentüren hervor quoll. Ich war ziemlich am Ende als wir nach langen Stunden am späten Abend endlich im Hafen von Tobago anlegten. Nun hatten wir mit den Pferden noch eine gute Stunde zu fahren, dann war diese lange Odyssee für die Tiere endlich vorbei. Es wurde mit unserem langen Gefährt eine recht abenteuerliche Fahrt entlang der Klippen, auf der kurvenreichen schmalen Küstenstraße. Aber irgendwann in der Nacht hatten wir es dann endlich doch geschafft und erreichten unser Grundstück.
Nachdem wir unsere Pferde auf die Koppel geführt hatten, fingen sie sofort an zu grasen. Sie machten zu unserer Erleichterung überhaupt keinen verstörten Eindruck, und das obwohl sie bereit seit Tagen unterwegs gewesen waren. In den Staaten waren sie von Tennessee mit einem Truck nach Miami zum Flughafen gefahren worden, von dort mit dem Flugzeug nach Trinidad, und nun noch dieser Transport auf der Fähre nach Tobago.
Ich nahm noch eine kühle Dusche, um den ganzen Schweiß und Dreck der letzten beiden Tage abzuwaschen, und verkroch mich total erschöpft ins Bett. Für Rocky hatten wir ein Zimmer hergerichtet, und sein Fahrer übernachtete im Truck.
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