Im Pantanal in Brasilien haben in den vergangenen Wochen schwere Regenfälle massive Schäden in der Landwirtschaft angerichtet. Im Bundesstaat Mato Grosso do Sul verhängte nun Gouverneur André Puccinelli den Notstand, um schnell finanzielle Mittel für die betroffenen Bauern und Viehzüchter zu erhalten. Daneben ermöglicht die Maßnahme einen Aufschub bei Kreditrückzahlungen. Wie der Zivilschutz des Bundesstaates mitteilte, sind derzeit 130.000 Menschen von den großflächigen Überschwemmungen betroffen.
Laut einer jüngsten Untersuchung des staatlichen brasilianischen Forschungsinstituts für Landwirtschaft Embrapa belaufen sich die Schäden alleine im März auf über 200 Millionen Reais (ca. 85 Mio. Euro). Direkte Auswirkungen der teilweise tagelang anhaltenden sintflutartigen Regenfälle sind Abmagerungen und verstärkte Todesfälle bei den über 21 Millionen Rindern in der Region. Die Produktion werde dadurch dramatisch eingeschränkt. Zudem müssen die Züchter in den Regionen Coxim, Rio Verde, Aquidauana, Miranda, Porto Murtinho und Corumbá mit indirekten Verlusten durch verirrte Tiere, verfaultes Gras auf den Weideflächen und zerstörte Infrastruktur rechnen.
agência latina press war in den vergangenen Tagen vor Ort im südlichen Pantanal westlich der Provinzhauptstadt Campo Grande. Bereits während der Fahrt auf eine der zahlreichen Fazendas der Region waren die dramatischen Auswirkungen deutlich zu erkennen. Die Zufahrtswege haben unter den Fluten gelitten, tiefe Löcher und unterspülte Wege machen selbst robusten Geländewagen ein Vorankommen schwer. „Die Strassen sind total zerstört, man kommt kaum zu den überall verstreuten Fazendas“ bestätigte dann auch Norma Assano von der Fazenda 23 de Março, ein auf Öko-Tourismus spezialisiertes Anwesen inmitten des UNESCO-Weltnaturerbes.
Wo normalerweise Touristen mit Fernglas und Fotoapparat einen Blick auf die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt des Schwemmlandes erhaschen wollen, summen daher derzeit lediglich Millionen Moskitos, die in den zahllosen Tümpeln ideale Brutstätten vorfinden. Viele Wanderwege sind unpassierbar, die meisten Tiere haben sich in höher gelegene Regionen zurückgezogen und warten dort den Rückgang des Wassers ab. Damit bleiben auch die dringend benötigten Touristen aus, denn vielerorts ist aufgrund der stetig zunehmenden Umweltauflagen die Viehzucht kaum noch rentabel. Nachdem vor ein paar Jahren die Maul- und Klauenseuche in Mato Grosso do Sul um sich griff und rund 4 Millionen Rinder forderte, setzen die Großgrundbesitzer nun immer öfter auch auf zahlende Gäste aus dem In- und Ausland.
Doch dafür ist ein Ausbau der touristischen Infrastruktur dringend notwendig. Denn stundenlang in einem harten Jeep über Holperstrecken zum Reiseziel zu gelangen, liegt mit Sicherheit nicht in der Vorstellung der Urlauber. Daher werden bereits in Kürze die vornehmlich aus roter Erde und Sand bestehenden Feldwege notdürftig repariert, bis in der kommenden Regenzeit neue Niederschläge die Straßen abermals unpassierbar machen.
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