Jetzt stand ich in der Hitze des frühen Nachmittags, spürte den Puls an meinen Schläfen, die Hitze um mich war so kompakt und in sich vollendet, als ob sich der Tag auf meine Schultern stützen würde. Ich ging am Zaun entlang, bis ich zu einer Brücke kam, dort folgte ich einem Trampelpfad, durchwanderte dichtes Gebüsch, bis ich zum Ufer der schmalen Tararabucht kam. Ich fragte mich, was ich hier eigentlich wollte, warum ich mir das antat.
Ich ging am Ufer weiter nach Norden, bis zu einer nach Westen offenen Landzunge, die die Bucht vom Golf trennt. Ich schlenderte über einen gepflegten Rasen und setzte mich unter einen Baum, um etwas abzukühlen. Vielleicht schlief ich auch für eine Minute ein, denn als ich kurz die Augen schloss und sie wieder öffnete, hörte ich weiter weg ein vielstimmiges Lachen und rufen. Ich war für einen Moment verwirrt, dann stand ich auf, schulterte meinen Rucksack und schalt mich einen romantischen Narren. Was wollte ich hier? Ich ging ein paar Schritte weiter, eine sanfte Anhöhe hinauf, und konnte direkt zum Strand sehen, der etwa fünfzehn Meter vor mir lag.
Ich sah drei Erwachsene in weißen Mänteln, die inmitten einer Horde von Kindern herumgeschubst wurden, lachten und mit einem Ball dribbelten. Die Kinder – schwer zu erkennen, ob es Mädchen und Jungen waren, hatten flatternde Bermudashorts und weite Leibchen an. Sie alle waren blass und hatten keine Haare am Kopf. Ein Kind hatte unnatürlich geschwollene Beine, ein anderes hatte einen übergroßen Kopf, einem weiteren Kind waren die Gesichtszüge so verschoben, dass es mir nicht möglich war, länger hinzusehen – derAnblick war wie eine kalte Faust, die sich ums Herz schließt.
Und obwohl sie lachten und scherzten, konnte ich sehen, dass sie wissen, was Schmerzen sind. Hinter mir sagte eine Frauenstimme: “Genug gesehen?” Ich drehte mich um und konnte mit dem Kloß im Hals fast nicht antworten. Ich flüsterte: “Tut mir leid, ich gehe, ich gehe schon.” Ich wusste, dass ich hier nicht nur fehl am Platz war, sondern auch ein Eindringling. Die Frau war schwarz, stämmig und groß, und trug eine Uniform.
Ihr Gesichtsausdruck wurde freundlicher, sie schlug mir mit der flachen Hand auf die Schulter und begleitete mich zurück zur Straße. Als sie sich umdrehte und schon fast wieder auf dem Weg nach unten zur Bucht war, blieb sie noch einmal kurz stehen und sagte: “Das ist kein Zoo. Das sind Kinder. Und diese Kinder (Sie benutzte ein anderes Wort) haben in ihrem kurzen Leben mehr gelitten als manche alten Menschen- und sie wissen, dass auch ihr weiteres Leben Schmerzen für sie bereithält. Trotzdem können sie lachen, Du hast gehört, wie sie lachen können. Und das solltest Du nicht vergessen.”Ich winkte ihr, nickte und wusste, dass ich es nie vergessen würde. Niemals.
Übrigens wird es noch weitere Artikel geben, in denen es um Tarara geht. Ganz besonders um die berührende Freundschaft zwischen einem jungen Radsportler und einem der Patienten …
lg/Peter