Der Amokläufer in Rio de Janeiro in Brasilien hat nach eigenen Angaben sein eigenes Leichentuch mit an den Tatort gebracht. Dies geht aus dem Abschiedsbrief des 23-jährigen hervor, der agência latina press in Auszügen vorliegt. Darin will Wellington Menezes de Oliveira ein Begräbnis neben seiner Mutter, zudem soll ein Geistlicher bei Gott um Vergebung für die Bluttat bitten. Kein „Unreiner“ dürfe ihn anfassen und erst nach einer Säuberung dürfe er in einem Laken, welches er selbst in der Schule deponiert habe, in den Sarg gelegt werden.
Auszug des verwirrenden Abschiedsbriefes des Amokläufers von Rio de Janeiro in freier Übersetzung: „Zunächst solltet ihr wissen, dass mich die Unreinen nicht ohne Handschuhe berühren dürfen, nur Keusche oder diejenigen, die ihre Keuschheit nach der Heirat verloren und keinen Ehebruch begangen haben dürfen mich ohne Handschuhe berühren, oder andersherum, kein Hurer oder Ehebrecher kann direkten Kontakt mit mir haben, nicht unreines darf Kontakt mit meinem Blut haben, niemand Unreines darf Kontakt mit einer Jungfrau ohne Erlaubnis haben, daher sollten alle, die sich um meine Beerdigung kümmern meine Kleider entfernen, mich baden, abtrocknen und mich nackt in ein Laken wickeln, welches sich in diesem Gebäude befindet, in einer Tasche, die ich im ersten Raum im ersten Stock gelassen habe und nachdem sie mich in das Laken gewickelt haben dürfen sie mich in den Sarg legen. Wenn es möglich ist, will ich dort beerdigt werden, wo meine Mutter schläft. Meine Mutter heisst Dicéa Menezes de Oliveira und ist auf dem Murundu-Friedhof beerdigt. Ein treuer Anhänger Gottes muss mindestens einmal mein Grab besuchen, er muss während meiner Beerdigung beten und Gott um Vergebung bitten für das, was ich tat, damit mich Jesus aus dem Todesschlaf zum Leben erweckt.“
Das weisse Laken wurde inzwischen von der Polizei wie beschrieben in der Tasche innerhalb des Schulgebäude gefunden. Zudem stellten die Beamten mindestens sechs „Speeds“ sicher, ein Hilfsmittel, in welches die sechs Patronen gesteckt werden, um den Revolver mit einem Handgriff neu zu laden. Mindestens eine der verwendeten Waffen ist nach Polizeiangaben auf einen bereits verstorbenen Mann registriert, dessen Sohn am Donnerstagabend von den Ermittlern verhört worden. Noch ist unklar, wie Oliveira an die Revolver gelangte.
Der 23-jährige war am Donnerstagmorgen gegen 8:30 Uhr Ortszeit in die öffentliche Schule Tarso da Silveira im Stadtteil Realenga im Westen der Millionenmetropole eingedrungen und hatte mit zwei Revolvern Kaliber 38 insgesamt zahlreiche Schüler im Alter von 12 bis 14 Jahren erschossen und sich danach selbst getötet. Dabei soll er mindestens 30 Schüsse abgegeben und seine jeweils nur sechs Patronen fassenden Waffen mehrfach nachgeladen haben. 10 Mädchen und ein Junge starben noch am Tatort, 13 Kinder wurden bei den Amoklauf teilweise schwer verletzt. Ein Mädchen erlag am Donnerstagabend ihren Verletzungen im Krankenhaus. Die Hintergründe der Tragödie sind jedoch weiter unklar. Dementiert wurden inzwischen die Gerüchte, der Amokläufer sei mit Aids infiziert gewesEn. Dies habe die Presse im Eifer des Gefechts falsch verstanden, erklärte ein Behördensprecher in Bezug auf zuvor getroffene Äusserungen des Bürgermeisters der Region. Auch vom Attentäter getroffene islamistische Äusserungen, wie einige internationale Nachrichtenagenturen bereits kurz nach der Tat verbreiteten, hätten sich bislang nicht bestätigt.
Die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Roussef hat sich von der Bluttat bestürzt gezeigt und den Familien der Opfer ihr Beileid und Mitgefühl ausgesprochen. Zudem rief sie ein dreitägige Staatstrauer aus. Dass nicht mehr Menschen starben, ist einem in Schulnähe patroullierenden Polizisten zu verdanken. Der von einem angeschossenen Schüler alarmierte Beamte stürmte in die Schule und traf den Schützen im zweiten Stock an. Oliveira richtete die Waffe auf den Beamten, der nach eigenen Angaben sofort schoss. Der Täter fiel angeschossen die Treppe herunter und beging dann Selbstmord.
Inzwischen sind zudem erste Bilder des Amoklaufs im Internet aufgetaucht. Ein rund 8-minütiger mit dem Handy aufgezeichneter Clip auf YouTube zeigt erschütternde Szenen voller Panik und Verwirrung. Im Hintergrund sind Schreie zu hören.
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