Akrobaten der Meere
Rochen sind, wie einleitend bereits erwähnt, spezialisierte Abkömmlinge der Haiverwandtschaft. Sie haben sich an ein Leben auf dem Meeresboden angepasst und ernähren sich dort hauptsächlich von Krebsen, Schnecken und anderen wirbellosen Meerestieren. Als Antriebsorgan dient ihnen nicht mehr die Schwanzflosse, sondern es kommen die beiden Brus flossen zum Einsatz, welche zu diesem Zweck stark vergrössert sind. Nicht immer ist die Technik der Fortbewegung allerdings dieselbe: Während die meisten Rochen vermittels wellenförmiger Bewegungen ihrer Brustflossen ruhig durchs Wasser gleiten, schlagen die Mantas, die sich nachträglich wieder an das Leben im offenen Wasser angepasst haben, mit ihren Brustflossen wie mit grossen Flügeln und vermögen dadurch rasch und wendig zu schwimmen.
Auch hinsichtlich ihrer Ernährung unterscheiden sich die Mantas von den übrigen Rochen: Wie der Walhai ernähren sie sich von tierlichem Plankton, und wie bei jenem werden auch bei ihnen diese Kleinstlebewesen durch die zu einem Seihsieb umgestalteten Kiemen aus dem Wasserstrom herausgefiltert, der beim Schwimmen durch den Mund ein- und durch die Kiemenspalten ausfliesst. Die sehr beweglichen «Hörner» der Mantas spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie lenken die planktonhaltigen Wassermassen zum Mund. Einige Taucher, unter ihnen der bekannte österreichische Zoologe und Pionier der Unterwasserfotografie Hans Hass, konnten im übrigen beobachten, dass Mantas manchmal auch kleine Schwarmfische überfallen.
Mantas sind bei Tauchern für ihre akrobatischen Bewegungsspiele unter Wasser bekannt: Ohne äusserlich erkennbaren Grund schlagen sie manchmal ein Rad oder machen einen Purzelbaum. Und gelegentlich vollführen sie auch Luftsprünge von bis zu 1,5 Metern Höhe und lassen sich dann mit einem lauten Knall, der wie ein Pistolenschuss klingt und zwei bis drei Kilometer weit hörbar ist, wieder auf die Wasseroberfläche klatschen. Man hat sich schon gefragt, ob die Tiere auf diese Weise lästige Parasiten loszuwerden versuchen. Möglicherweise steht das Verhalten aber auch im Dienst der Kontaktaufnahme mit Artgenossen auf Distanz.
Vielerorts wird das Fleisch der Riesenmantas gern verspeist und deshalb werden die grossen Rochen in einigen Bereichen ihres Verbreitungsgebiets kräftig bejagt, wobei meistens Harpunen eingesetzt werden. In einigen Gebieten des Pazifiks werden die Riesenmantas aber auch aufgrund tradierter, religiös gefärbter Gebote («Tabus») in Ruhe gelassen. Unter anderem heisst es, dass diejenigen, welche Mantafleisch zu sich nähmen, einen Pakt mit dem Teufel eingingen.
Wie beim Walhai ist über die Grösse und Entwicklung der Riesenmantabestände kaum etwas bekannt. Das einzige, was wir sicher wissen, ist, dass die Tiere überall recht selten vorkommen. Ob dies aber schon immer so war oder ob die Aktivitäten des Menschen dazu beigetragen haben, ist unklar. Auch hierüber könnte nur ein wissenschaftliches Forschungsprogramm Aufschluss geben. Mangels solcher Unterlagen sind gezielte Schutzanstrengungen zugunsten der Riesenmantas vorderhand nicht denkbar.
Für agência latina press
Markus Kappeler
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