Die Isla de Margarita ist eine wunderschöne karibische Insel, die zum Staatsgebiet Venezuelas gehört. Als Teil der Kleinen Antillen bildet sie den Hauptteil des Bundesstaates Nueva Esparta. Wer hätte allerdings vor 15-20 Jahren gedacht, dass sich dieses wunderschöne Fleckchen Erde zu einem richtig gefährlichen Verbrechernest verwandelt!
Polizisten in Rambo-Anzügen gibt es bei uns in Hülle und Fülle. Allerdings schlafen sie meistens oder stehen regelmäßig in Gruppen von 4-6 (Mann und Frau) an schattigen Plätzchen herum und warten bis die Sonne untergeht, damit sie erneut schlafen gehen können. Mit Polizeiarbeit hat dies eigentlich wenig zu tun. Als ich vor Jahrzehnten auf die Insel zog, habe ich mich wohlgefühlt. Inzwischen vergeht praktisch kein Tag, wo in Margarita nicht Mord und Totschlag herrscht! Die Verbrecher werden auch immer dreister, weil sie ja bekanntlich nur sehr selten mit dem Gesetzt konfrontiert werden (Nach offiziellen Statistiken landen nicht einmal 5% der Straftaten vor Gericht).
Immer öfter wird rohe Gewalt angewandt, schnell hat meine eine Pistole vor der Nase. Vor zwei Tagen um 20 Uhr Ortszeit konnte ich folgendes beobachten: Ein Taxi mit Fahrgästen wurde von Räubern in eine Nebenstraße abgedrängt, als dort der Taxifahrer nicht anhalten wollte, schoss man aus nächster Nähe auf ihn. Vom nächtlichen schiessen aufmerksam geworden, packte ein beherzter Anwohner seine Pistole und schoss aus dem Fenster auf die Banditen. Resultat: 1 Toter und 1 Verletzter Räuber, ein verletzter Taxichauffeur. Dem Mann sei herzlich gedankt. Ich muss noch erwähnen, dass die Polizei nach 15 Minuten auftauchte- um die Aufräumarbeiten zu überwachen. Dies war eine unglaubliche Leistung der Beamten, da normalerweise nach Sonnenuntergang 1 – 2 Stunden vergehen, bis sich die Herren an den Tatort bequemen.
Wem hat Margarita diese Zustände zu verdanken? Zu einem großen Teil einem ehemaligen Gouverneur, der die vorher vernünftigen Kontrollen an den Fährstationen aufhob und somit jedem Gesindel Margarita als Freigut zugänglich machte. Seither strömt alles was Rang und Namen in der Verbrecherwelt hat nach Margarita. Hinzu kommt, dass die unzähligen Polizeiorganisationen absolut unkompetent, korrupt und faul sind.
Durch die Wohnbauprojekte werden immer mehr Armensiedlungen an einst ruhige Überbauungen gebaut. Diese beherbergen oft Überschwemmungsflüchtlinge ohne jegliche Perspektive auf Arbeit und anständiges soziales Gefüge. Dass aus solchen Verhältnissen vielen die Verbrecherkarriere am nächsten liegt, liegt auf der Hand.
12 lange Jahre wurden nur Arbeitsplätze vernichtet und jene, die Arbeit haben, bekommen zuwenig Lohn um die für 1 Person zum Leben notwendigen Lebensmittel kaufen zu können. Von allen groß angekündigten Projekten der Regierung ist wohl oder übel bei der Eindämmung der Kriminalität der Schuss nach hinten losgegangen!
Das Problem liegt oft bei den Regionalregierungen, die ihre Revolutionsprogramme für wichtiger halten, als das täglich Leben. Was nützt es allerdings wenn ich lesen und schreiben lerne und überfallen und erschossen werde?
Da trägt die Handschrift von Hugo Chaves!
Ich wohne auf der Insel und kann den guten Bericht nur beipflichten.
Weiter so.