Robert besteht darauf, dass man ihn Robert nennt und nicht Roberto: “Mein Name ist Robert.” Das sagt er mit größtem Ernst. Robert ist schön- und selbst wenn man das selbst nicht sieht, kann man es daran erkennen, wie er von Menschen beiderlei Geschlechts angesehen wird- so wie man zum Beispiel in der Astronomie nur durch das Verhalten der umliegenden Planeten die Gravitation einer Sonne erkennen kann.
Robert ist schön- und er ist ständig in Bewegung, selbst wenn er am Strand auf der Plastikliege ruht, ist er auf unbestimmte Art in Bewegung. Mal bewegt sich sein Becken aufreizend zur Musik aus dem Radio, oder er bewegt seine Zehen im Takt einer Musik, die nur er hören kann. Selbst wenn er vollkommen still liegt oder steht und auf das Wasser hinaus blickt, ist in ihm etwas Sprungbereites, etwas, das gefangen ist und hinaus möchte. Robert möchte weg. Aus sich heraus, von der Insel weg, irgendwohin.
Sein Englisch ist Fehler- und akzentfrei, was allem was er sagt, eine etwas unterkühlte, verbindliche Note gibt; seiner Sprache fehlt es an verschliffener Lässigkeit, die den Kubanern sonst so zu eigen ist. Er erzählt, dass er in einem kleinen Ort gegenüber von Tarara lebt, zusammen mit seinen Schwestern, seinen Eltern, einer Tante und ihrem Mann und zwei Hunden.
Was mir an ihm unangenehm auffällt ist, dass er jede Eigenheit vermeidet, nur um zu gefallen. Es scheint ihm egal zu sein, ob er Männern oder Frauen gefällt: “Das Leben hier zwingt mich dazu wegzulaufen!”, sagt er, lächelt mich an und bemüht sich, mir zu gefallen. Er sagt, was er sagt, stets auf sehr eigene Art bedeutungsvoll, beziehungsvoll, so, als ob es zwischen uns eine geheime und nur uns zugängliche Verbindung gäbe, ein Übereinkommen, welches von ihm beständig gepresst und geformt wird.
Ich frage ihn: “Wohin willst du gehen?” Er zuckt mit den Schultern, lässt Sand durch die Finger rieseln und antwortet: “Ich weiß nicht. Europa? Wie ist es dort? Ist es schön dort?” Jetzt ist es an mir, mit den Schultern zu zucken: “Europa. Europa ist schön und hässlich, es ist arm und reich und es ist ständig in Bewegung. Die, die nichts oder wenig haben, kämpfen darum sich etwas zu erarbeiten, oder sie versuchen, in andere europäische Länder zu ziehen und sich dort etwas aufzubauen. Diejenigen, die in reichen Ländern geboren wurden, erarbeiten sich etwas, haben es dabei vielleicht etwas leichter, was aber nicht bedeutet dass sie zufrieden sind.
Was ist das denn für eine zweifelhafte „literarische Kostbarkeit“? Schwuler Sextourist sinniert über sein Techtelmechtel mit einem kleinen Stricher. Vor dem Duschen wird er sich wohl einen bl… lassen haben. Wofür sonst gabs denn die 30 CUC. Alles so offensichtlich. „mi cayito“ ist übrigens der einschlägig bekannte Standabschnitt für solche Typen.