Endlich erhielten wir einen Anruf, unser Container mit den Möbeln und Umzugskartons sei im Hafen eingetroffen. Wir sollten uns an einen so genannten Broker wenden, der die Zollformalitäten für uns erledigen würde. Der Broker mit dem großen Namen George Washington war ein sehr netter und hilfsbereiter Mensch. Mit ihm zusammen begaben wir uns zur Zollbehörde am Hafen. Wir mussten dort unterschreiben, bei unseren Sachen im Container keine Waffen, Drogen, Pflanzen oder Samen versteckt zu haben. Als Sicherheitsleistung hatten wir ca. 7000,- DM zu hinterlegen. Sollte sich herausstellen, dass keine der genannten Dinge im Container waren, würden wir das Geld unverzüglich zurückbekommen.
Um es vorweg zu nehmen, wir hatten später monatelang zu kämpfen, um unser Geld wieder zu bekommen.
Mr. Washington vermittelte uns einen günstigen Truck. Dieser rollte mit unserem Container bereits ein paar Tage später auf unserem Grundstück vor, gefolgt von einer Limousine, in dem Mr. Washington in Begleitung von zwei Zollbeamten saß. Die Beamten machten beim Ausladen Stichproben, um zu kontrollieren, ob wir nichts Unerlaubtes einführen wollten. Mir war schon etwas mulmig und ich hatte natürlich meine Bedenken, da ich wusste, dass sich in dem Container eine Menge neu gekaufter Möbel befanden, die ich jedoch alle aus der Originalverpackung genommen hatte. Doch auch hier war uns Mr. Washington eine große Hilfe. Er gab mir den Tipp, den Zollbeamten Kaffee anzubieten, und verwickelte sie außerdem in Gespräche, sodass sie es mit ihren Kontrollen nicht so genau nahmen. Beim Ausräumen des Containers zeigte sich die gesamte Nachbarschaft von ihrer hilfsbereiten Seite. Wir hatten angekündigt, nach getaner Arbeit Bier und Rum auszuschenken. Dies war für sie eine willkommene Abwechslung, sozusagen eine Party, und Partys liebten sie. Außerdem hatten sie dabei Gelegenheit ganz genau zu beobachten, was für „Schätze“ hier im Haus verschwanden. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir natürlich noch nicht die leiseste Ahnung, dass diese Hilfsbereitschaft alles andere als uneigennützig war. Wir waren fürs erste einfach glücklich, endlich wieder im Besitz unseres vertrauten Eigentums zu sein. Nachdem alle Gegenstände im Haus verstaut waren, setzten wir uns mit unseren Helfern zusammen, um das wohlverdiente Bier zu trinken.
Plötzlich erschraken wir alle fürchterlich. Jenseits des Flusses krachte es laut und im gleichen Moment schossen Flammen in die Höhe. Genau an dieser Stelle hatte einer der Nachbarn, einen Stall gebaut, in dem er ein paar Schweine hielt. Die Tiere quiekten fürchterlich in ihrer Todesangst. Wir wollten natürlich sofort durch den Fluss waten, um zu löschen und den armen Schweinen zu helfen. Die Einheimischen hielten uns jedoch zurück. Als Begründung gaben sie an, wer an dem brennenden Stall gesehen würde, käme sofort als hauptverdächtiger Brandstifter in Frage. Deshalb waren sie sich sofort einig, lieber den Stall abbrennen zu lassen, als sich dieser Gefahr auszusetzen. Es entstand ein kleiner Buschbrand, welcher noch den ganzen Abend den Himmel rot einfärbte. Jedoch für uns bestand keine direkte Gefahr, da zwischen dem Feuer und unserem Haus der Fluss war, und die Bäume am Ufer außerdem den Funkenflug abhielten. Am Tag darauf erfuhren wir, dass zwar der Schweinestall durch das Feuer ziemlich zerstört worden, aber den Schweinen nichts passiert war.
Wir vermuteten, dass sich die Einheimischen nach Einbruch der Dunkelheit doch noch zum Schweinestall geschlichen hatten, um nachzusehen, ob man nicht vielleicht einen gegrillten Schweinshaxen oder sogar ein gebratenes Spanferkel finden konnte. Dies war so ihre logische Folgerung und Denkweise. Waren die Schweine schon mal tot, konnte man sie genauso gut mitnehmen und essen, ob sie einem nun gehörten oder nicht.
Am selben Abend machten wir uns noch über unsere Listen her, in denen wir jedes Teil hatten aufschreiben müssen, das wir transportiert hatten. Wir packten gleich verschiedene Dinge aus den Kartons aus, die wir in den letzten Wochen bereits sehr vermisst hatten.
Wieder im Besitz all unserer eigenen Sachen zu sein kam uns vor wie eine zweite Weihnachtsbescherung
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