Ein wenig befragte ich ihn noch ein wenig nach seinen haitianischen Sprachkenntnissen, Kenntnis von Kultur und Geschichte Haitis, zur aktuellen Politik, und blickte in eine unendliche gähnende Leere. Sucher war er der Meinung, dass die Verständigung mit Kulturen, die man gewaltsam missionieren will, weitaus überbewertet wird. Wir Europäer sind da viel zu penibel. Unsere amerikanischen Freunde machen mit wesentlich weniger Aufwand wesentlich mehr kaputt – wir sollten unsere Kräfte sparen und uns ein Beispiel nehmen.
Am nächsten Tag nahm sich die Gruppe frei, um ihre sehr anstrengende Mission – immerhin waren sie eine ganze Woche in diesem Land, das so dringend ihre Hilfe brauchte. Wie trafen sie am Strand, so sie gerade damit beschäftigt waren, die lokale Meeresfauna in Form von Seesternen und Muscheln ans sichere Land zu bringen, um die noch lebenden Tiere tagsüber in der Sonne krepieren und trocknen zu lassen und um sie später als Souvenir mit nach Hause zu nehmen, so dachte ich jedenfalls.
Meine lautstarke Empörung über den Frevel an der Natur beantworteten sie mit der Gegenfrage ob ich denn Vegetarier sei – was ich bejahte. Trotzdem habe ich natürlich Respekt vor jedem, der aus Hunger tötet, und mein anfänglicher Zorn über den Mord an der Schöpfung wich ehrlichem tiefem Mitleid. Aber Spass beiseite. Die christlichen Prediger warfen nach meiner heftigen Intervention nachmittags die mittlerweile verendeten Tiere wieder ins Wasser und ich verbuchte dies als Teilerfolg.
Die spanisch-französische Invasion in Haiti hat es innerhalb der ersten 50 Jahre geschafft, die komplette indigene Bevölkerung abzuschlachten. Sie nutzte die folgenden zwei Jahrhunderte, um den Regenwald zu 98% abzuholzen und die endemischen Tierarten komplett auszurotten. Convoy of Hope besorgt den Rest.
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