Der venezolanische Präsident Hugo Chávez warf den USA vor, dass sie die Tragödie auf Haiti nutzen um unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe die Karibikinsel besetzen.
„Ich habe gelesen, dass 3.000 Soldaten aus den USA auf Haiti als bewaffnete Marines angekommen sind. Mit Marines zieht man in den Krieg. Auf Haiti gibt es keinen Krieg und auch keinen Mangel an Waffen. Die USA sollten Ärzte, Medizin, Brennstoff und Feldlazarette entsenden, stattdessen besetzen sie Haiti undercover“, teilte Chávez in seiner wöchentlichen TV-Show „Alo Presidente“ mit.
„Hinzu kommt, dass ich keinen von diesen Soldaten auf den Straßen sehe. Wo sind sie? Sind sie auf der Suche nach Geschädigten? Ich habe sie nicht gesehen“, so Chávez.
Die Vereinigten Staaten befinden sich mehr als 5.000 Marines und Soldaten in Haiti. Mehrere Feldlazarette sowie Tonnen von Lebensmitteln und Wasser brachte die US-Regierung in das von einem verheerenden Erdbeben zerstörte Port au Prince. Ein Lazarett-Schiff wird in dieser Woche erwartet. Die Regierung Haitis ersuchte ausdrücklich die USA, für die Sicherheit in dem Karibikstaat zu sorgen.
Der Staatspräsident von Haiti, René Preval, lobte den beispiellosen Einsatz der US-Truppen. Ohne ihre Hilfe wird es nicht möglich sein, die zunehmende Gewalt auf den Strassen zu bekämpfen.
Inzwischen begannen mehrere US-Helicopter mit der Verteilung abgefüllten Wassers für die Überlebenden in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Bodentruppen verhindern während der Verteilung das Aufflammen von Gewalt. Auf einem Hügel oberhalb des Flughafens von Port au Prince wurde eine Verteilstation für Lebensmittel eingerichtet.
Laut des BBC-Sondergesandten Nick Davis ist die Lage eine Autostunde ausserhalb von Port au Prince „Apokalyptisch“ und übertrifft die dramatischen Zerstörungen in der Hauptstadt um ein vielfaches.
„Fast alle Gebäude wurden zerstört“, sagte Davis. Hunderte von Menschen stehen Schlange vor einem einzigen Wasserhahn. Laut den Vereinten Nationen (UN) sind zwischen 80% und 90% der Gebäude in Léogane, etwa 19 km westlich von Port-au-Prince, vernichtet.