Als meine Freunde wieder einmal mit einer Flasche Havana Club und einer Flasche Sprite und den dazugehörigen Bechern zum Malecon pilgerten, um unten, am Ende der Rampa eine Party steigen zu lassen, winkte ich ab und sagte ihnen, ich würde lieber einmal etwas anderes machen und in die Altstadt gehen.
“Warum?”
“Einfach so.”
“Okay, Du weißt ja, wo Du uns finden kannst.”
Ich fuhr mit dem Taxi, weil ich vom Strandlaufen einfach schon zu müde war, vom Hotel El Presidente (Direkt neben dem Haus, in dem wir unsere Quartiere hatten) bis zum Hotel Inglaterra. Dort wanderte ich durch den Park, flirtete, ohne verbindlich zu werden, mit jedem, der mich ansah, und ging schließlich ins Floridita auf einen Daiquiri. Ich weiß, dass dort alles ums doppelte bis dreifache teurer ist als überall sonst, aber ich hatte etwas vor, und ich wusste nur vom Floridita, dass ich dass da machen könnte. Ich hatte mein schwarzes Notizbuch mit und beschloss, den für mich reservierten Abend damit zu verbringen, im Schatten von Hemingway Bronzestatue zu sitzen, Daiquiris zu trinken, eine Zigarre zu rauchen und meine Gedanken aufzuschreiben.
Ich erklärte dem Kellner meine Absicht, während ein paar Leute an den Tischen zigarrerauchend der kubanischen Band zuhörten und mit den Füßen im Takt wippten. Er winkte mich zum hinteren Teil der Bar, in dem man abendessen konnte, öffnete einen recht gut befüllten Humidor und legte auf einem mit grünem Filz bespannten Tisch die Ware aus. Ich entschied mich für eine Partagas. Fünf CUC das Stück. Gut, er zwackte das Mundstück fachgerecht ab und entzündete dann die Zigarre zwischen den Fingern drehend mit einem Spezialfeuerzeug. Er deutete mir, ich möge mich doch bitte zurück an die Bar begeben, er würde mir die Zigarre dann bringen. Tatsächlich: nach knapp einer halben Minute wurde mir die Zigarre gereicht und ich war zufrieden. Ich wollte genießen, und ich glaube, dass man zum Genießen zuerst zur Ruhe kommen muss. Wir waren schon fünf Tage da und ich hatte noch immer nicht den Takt des Meeres gefunden. Eine meiner festen Überzeugungen ist es nämlich, dass die vollendete Entspannung eintritt, wenn der “innere” Atem eines Menschen mit dem Takt des Meeres synchron läuft.
Schön beschrieben die Dunkelheit in Havanna. Ich hab das ganz ähnlich empfunden: Dunkelheit, die einen umhüllt, als könnte man sie greifen.