Die Zahl der Kubaner, die unter Lebensgefahr versuchen, ihre Insel über das karibische Meer in die USA verlassen, ist im Fiskaljahr 2010/2011 stark angestiegen. Nach US-Angaben flohen zwischen Oktober 2010 und September 2011 mehr als doppelt so viele Kubaner per Boot Richtung USA wie im Vorjahr. Für die Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) zeigt diese Zahl, dass die Kubaner kaum Hoffnung auf einen baldigen Wandel der politischen Situation auf der Insel haben. Alle Versprechen einer politischen Öffnung seitens der Regierung seien reine Rhetorik geblieben und die hässliche Fratze der Repression bestimme weiter den kubanischen Alltag.
Nach der IGFM vorliegenden Zahlen flohen im zurückliegenden Jahr 2010/211 rund 1700 kubanische „boat people“ Richtung USA. Rund 1000 Personen wurden auf dem Meer von US-Küstenwachtbooten aufgegriffen, während 700 die Küste Floridas erreichten. Im Jahr zuvor hatte die Gesamtzahl der Flüchtlinge noch 831 betragen. Normalerweise werden nach dem Grundsatz „wet foot, dry foot“ auf dem Meer aufgegriffene Flüchtlinge nach Kuba zurückgebracht, wohingegen diejenigen bleiben dürfen, die US-amerikanisches Festland erreichen. Meist versuchten die „boat people“ mit Hilfe von Menschenschleppern aus Kuba zu entkommen, die rund 10.000 Dollar für eine Flucht verlangen.
Wie die IGFM berichtet, nehmen Bootsflüchtlinge schwere Risiken auf sich. IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin unterstreicht: „An der geringsten Stelle beträgt der Abstand zwischen Kuba und den USA 180 Kilometer. Besonders die Flüchtlinge, die mit selbstgebauten Booten versuchen, diese Distanz zu überbrücken, begeben sich in Lebensgefahr. Genaue Zahlen über die Anzahl derer, die auf dieser Fahrt in den letzten Jahrzehnten verunglückt sind, gibt es nicht.“ Neben einer Flucht in die USA versuchten Bootsflüchtlinge auch, über das Meer in andere Länder zu entkommen, etwa nach Mexiko, Jamaika oder sogar ins 700 km entfernte Honduras.
Der jüngste Anstieg an Bootsflüchtlingen in die USA zeigt für IGFM-Sprecher Lessenthin die Verzweiflung der Kubaner: „Im letzten Jahr beobachten wir einen Anstieg der alltäglichen Repression auf der Insel. Dissidenten oder auch unbeteiligte Passanten werden bedroht, beleidigt, entlassen, zusammengeschlagen und auf Polizeiwachen tagelang verhört. Ziel ist eine allgemeine Einschüchterung des Volkes“. Hoffnungen, dass die massive Entlassung politischer Gefangener ins spanische Exil eine allgemeine Verbesserung der Menschenrechtslage mit sich bringen würde, hätten sich nicht erfüllt. Lessenthin unterstreicht: „Statt einem Prozess des Wandels sehen wir in Kuba seit Jahrzehnten das gleiche Bild: Ein versteinertes diktatorisches System, dass hinter sozialrevolutionärer und antiimperialistischer Rhetorik brutal Dissidenten verfolgt, während die Menschen zu Tausenden der Hoffnungslosigkeit durch Flucht in das Land des Staatsfeindes Nr. 1 zu entfliehen suchen“.
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