Venezuela: Gescheiterter „Sozialismus des 21. Jahrhunderts – Schuld sind immer die Anderen

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Datum: 08. Juni 2013
Uhrzeit: 11:23 Uhr
Ressorts: Leserberichte
Leserecho: 12 Kommentare
Autor: Vinicius Love, Caracas (Leser)
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Venezuelas sozialistische Regierung ist dafür bekannt, eigene Fehler stets auf Andere abzuwälzen. Für landesweite Stromausfälle sind Saboteure verantwortlich, für fehlende Hygieneartikel die geänderten Essgewohnheiten der Bevölkerung und für die katastrophalen Folgen der horrenden Inflation hat Ex-Busfahrer Nicolás Maduro auch schon wieder einen „Schuldigen“ ausgemacht.

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„Die Inflation ist auf eine Überhitzung des Konsums (Pro-Kopf-Verbrauch) zurückzuführen. Ebenfalls führt die Opposition einen Wirtschaftskrieg“, analysiert Maduro. Er rief die Bevölkerung des südamerikanischen Landes dazu auf, ihr Konsumverhalten zu regeln und keine Hamsterkäufe in den Supermärkten zu tätigen. „Diese Faschisten glauben, uns (Regierung) mit einer
psychologischen Kriegsführung/Wirtschaftskrieg stürzen zu können. Wir werden beweisen, wer stärker ist“, glaubt der 50-jährige zu wissen.

Hugo Chávez’ Verdienst war es, den Armen Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung verholfen zu haben. Der Preis der Herrschaft waren Diktatur und die Vernichtung wirtschaftlicher Produktivität. Romantische Linke in Deutschland, Kurzaufenthalter und fernab der lokalen Realität, mögen wohl solche Handlungen befürworten. Sicherlich ist es ihnen entgangen, dass sich seit Chávez eine neue Klasse im Gefolge der Macht etabliert hat, die ihre Statussymbole und Besitztümer provokant zur Schau stellen. Dieser schnelle Reichtum ist nicht das Resultat von harter Arbeit, sondern von Korruption, Vetternwirtschaft und Opportunismus.

Ob es ausländischen Traumtänzern passt oder nicht – in Venezuela findet ein Kampf gegen ein übermächtiges, korruptes und machthaberisches Unrechtssystem statt. Böswilligkeiten und Gewalt kommen „fast immer“ aus dem Regierungslager. Den Verantwortlichen wurde und wird Straffreiheit zugesichert und sie werden als „Helden der Revolution“ ausgezeichnet.

Das Land durchläuft seit Jahren eine schwere Wirtschaft- und Sozialkrise. Der Erdöl-Sozialismus des 21. Jahrhunderts hat zu ähnlichen Verwerfungen geführt wie seine historischen Vorgänger: Verstaatlichungen, Devisenverkehrs- und Preiskontrollen haben die Korruption befeuert und gleichzeitig zu Güterknappheit geführt. Der Reichtum kommt aus dem Boden, nicht aus den Schulen, den verstaatlichten Fabriken oder von den Äckern. Mit sozialistischen Errungenschaften hat das nicht viel zu tun.

Der große Zampano hatte dies alles im Griff. Aber Charisma ist nicht übertragbar und auch der Kronprinzen-Effekt für Maduro hat ein vorgegebenes Verfallsdatum.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Eric

    Wie konnten diese „Bösewichte“ denn nur an die Macht kommen? Ganz einfach, weil der Kapitalismus des 20. Jahrhunderts in Venezuela jämmerlich gescheitert ist und ein marodes Land mit Armut, Hunger, Unbildung, Korruption, Ungleichheit und einer Inflation ungeahnter Ausmaße im ehemals kapitalistischten Land Lateinamerikas hinterließ!
    Ein inflationär bereinigtes Wachstum von 5,9% 2012 ist beachtlich.

    Fakt ist, der Mangel an einigen Waren ist durch die diesjährige gewollte Inflation zustande gekommen, da der Import dieser Waren jetzt zu teuer geworden ist. Ab jetzt muss das Zeug im Land produziert werden – also in die Hände gespuckt!

    Warum wurde die Währung so nach oben getrieben?
    Ganz einfach, da die verwöhnten Erdöl-Fachkräfte den Sozialismus des 21. Jahrhunderts zerstören wollten, musste Chavez sie 2003 entfernen und durch anständige Arbeiter ersetzen, die fürs Volk waren. Zu dem Preis, dass die neuen Arbeiter damals zu unerfahren in dem eher konservativen Erdöl-Business waren und dadurch die Produktion für einige Jahre sank. Chavez wusste sich nicht anders zu helfen, als die Währung aufzuwerten und so trotz geringerer Förderquote genauso viele Petro-Dollars zu verdienen.

    Es ist alles nachvollziehbar, wenn man sich informiert und mal nachdenkt.
    Natürlich neigt der gewöhnlich Venezolaner zu Übertreibungen, Aufschneiderei, großen Gesten und sympathischen Lügen (dafür gibts sogar ein spezielles Wort in Venezuela), aber so ist die Mentalität in dem Land – das hat nichts mit Maduro zu tun. Wem das Wesen dieser herzlichen Menschen nicht passt, der kann sich ja verziehen!

  2. 2
    Marco_Calde

    Ich bin kein großer Fan der Berichterstattung von Latinapress, aber welches Portal würdest du denn empfehlen? Sag bitte nicht Amerika21.

    Außerdem ist das ein Leserbrief – steht doch oben!

  3. 3
    Der Bettler

    Und ich sage euch zwei Kommunisten,daß ihr nicht die geringste Ahnung von dem Land Venezuela habt,geschweige denn,was hier abgeht,und ich lebe mittlerweile 18 Jahre hier.Außerdem hat diesen Artikel nicht Die Latina Press
    verfasst,sondern ein Leser aus Caracas,der da auch wohnt und arbeitet.
    Lesen müßte man auch können ihr beiden Klugscheißer,und übriggebliebene Weltverbesserer.

  4. 4
    babunda

    die zwei kommunisten sollen mal ihre rosarote brille abnehmen, die chavisten haben das land mit ihrer korruption und unfähigkeit kaputt gewirtschaftet, es wird ein bürgerkrieg kommen müssen wo viel blut fließen wird, alle chavisten sollen mit den flugzeug über kuba entsorgt werden. das land braucht einen neuanfang und dieser wird mehr wie 10 jahre dauern, bis die wirtschaft wieder zum laufen kommt.

  5. 5
    Alex

    Und was seid ihr @ der Bettler und babunda? Faschisten? Wenn der Kapitalismus und die Ausbeutung für die breite Bevölkerung vor Chavez nicht dagewesen wäre, dann wäre es überhaupt nicht zum Sozialismus des 21. Jahrhunderts kommen. Die damalige Regierung hat die Bevölkerung gezwungen, Chavez zu wählen, also genau die Leute, die ihr hier immer so anpreist.

    Und @ Der Bettler dein Argument ist so lächerlich, weil Venezuela nicht am Sozialismus des 21. Jahrhunderts krankt oder an der Korruption, sondern schlicht an makro- und mikroökonomischen Problemen. Aber dafür bedarf es dann doch eine etwas höhere Bildung, als die allgemeine Stammtischschule.

    Inflation entsteht nicht weil ein Land kommunistisch, sozialistisch oder kapitalistisch ist, sie entsteht, wenn die Geldmenge bei gleichbleibenden Güterangebot ansteigt -> Entweder wird massiv Kapital aus Venezuela abgezogen oder die Zentralbank weitet ihr Geldangebot aus.

    Und was eure Wirtschaft angeht, die liegt nicht am Boden, weil die Regierung korrupt ist, sondern weil der privatwirtschaftliche Sektor nicht an Kapital kommt, er kommt nicht an Kapital auf Grund der hohen Zinsen, die Zinsen sind hoch, weil die Inflation hoch ist, die Inflation liegt ,wie oben beschrieben, an der Veränderung der Geldmenge.

    Ändert endlich das Geldsystem und eure Probleme lösen sich auf.

    • 5.1
      Marco_Calde

      Lol – süß.

    • 5.2
      Marco_Calde

      Da wurde das Wirtschaftshandbuch schön auswendig gelernt und unrefliektiert wieder ausgespuckt. Nur zu schade, dass es ein ziemlicher Quatsch ist.

  6. 6
    Der Bettler

    Alex,es ist eine Anmaßung Menschen zu beurteilen,die man nicht kennt.
    Alle die hier leben,werden mir Recht geben,daß das Land Venezuela nur mehr Schrott ist,und zum Ramschrating gehört,wo es auch bald ist.Ihre „hervorragenden“ Vorschläge brauchen Sie nicht uns hier machen,und an die Idiotenregierung ist es viel zu spät.Überlassen Sie die Beurteilung des
    Landes denen,die hier leben,und den ganzen Mist hier hautnah erfahren.
    Dieses Geldsystem haben Chavez und Konsorten eingeführt.Wie das Ergebnis dieser unfähigen Regierung aussieht,kann man weltweit lesen,und sehen.Ich verbiete mir,mich als Faschist zu bezeichnen,denn das bin ich weder noch,genau so wenig wie ein Sozialismusbefürworter.Man sieht ja was aus den sozialistischen Staaten geworden ist,und wie die Menschen da Leben müssen.

  7. 7
    Gast

    Gibt es hier keinen Bordarzt? Wie kann man nur solchen Scheiß
    schreiben abgekupfert von irgend welchen Oberschlauen.
    Nüchtern geht das nicht oder ohne Tüte.
    Die Leute als Faschisten zu bezeichnen ist ein starkes Stück den die
    einzigen Faschisten mit roten Socken sitzen in der Regierung.
    Vor Jahren hab ichs meiner lieben Familie gesagt wie es kommt,
    und alle haben gelacht heute lacht keiner mehr.

  8. 8
    Manni

    „Romantische Linke in Deutschland, Kurzaufenthalter und fernab der lokalen Realität“. Mehr gibt es zu den Vollpfosten-Kommentaren nicht zu sagen.

    Nicht zu vergessen die illegalen Aufenthalter. Z.B. auf Porlamar.

    Ich möchte einmal in der Redaktion sitzen, die ja jeden Schreiberling, selbst mit Proxy-Adresse, bis ins heimische Wohnzimmer zurückverfolgen kann.

  9. 9
    Flow

    Die aktuell hohe Inflation in V. ist sicher der Güterverknappung zu verdanken, vorher mag das eine andere Ursache gehabt haben. Die entscheidene Frage ist ob das Regime nun in der Lage ist die Inflation einzudämmen. Preisobergrenzen festzusetzen wird nicht die Lösung sein.

    Da das Regime aber die „Schuld“ bei einem gestiegenen Konsum gefunden hat, was natürlich unrealistisch ist wenn man sich die Wachstumszahlen anschaut, sieht diese offenbar keinen weiteren Handlungsbedarf. Wäre V. in der Lage vernünftig ihre Erdölreserven auszuschöpfen, könnte es ähnlich wie in Dubai jedem Bewohner glänzend gehen. Offenbar liegt das größte Problem bei der Unfähigkeit des Regimes das Erdöl effizient zu fördern, in Geld umzusetzen und das Geld sinnvoll zu verteilen.

    Die Fähigen wieder ins Boot holen, über den sozialistischen Schatten springen und das Wohl der Allgemeinheit endlich über die Idiologie stellen, das wäre doch angebracht. Aber die möchtegern- Stalinisten verfolgen eben doch andere Interessen.

  10. 10
    fd

    das ist der gleiche bockmistartige Stellvertreterkrieg wie im Moment in Syrien, nur hier hats noch nicht geknallt – was allerdings nur eine Frage der Zeit ist! Russen, Weißrussen, Kubaner, Argentinier, Ecuadorianer, Chinesen, Nicaraguaner…, alle fressen sich seit 14 Jahren an der dämlichen venezolanischen Verräterseele satt….

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