Über Maria Magdalena wird im Neuen Testament berichtet. Die Evangelisten erwähnen sie als Begleiterin Jesu und Zeugin seiner Auferstehung. Ihr Beiname verweist auf den Ort Magdala am See Genezareth im Heiligen Land. Weil Maria Magdalena als die Erste genannt ist, die dem Auferstandenen begegnete, wurde sie schon in der Alten Kirche als Apostelgleiche verehrt. Im 3. Jahrhundert verlieh ihr Hippolyt von Rom die ehrenvolle Bezeichnung Apostola apostolorum – „Apostelin der Apostel“. In Südfrankreich wird Maria Magdalena besonders verehrt. In einer Grotte an der Chaine de la Sainte-Baume bei Sainte-Maximin-la-Sainte-Baume soll sie 30 Jahre gelebt haben. In einer Gruft unter der Kirche befindet sich nach Überlieferungen ihr Leichnam. Der Schädel und einige Knochen wurden entnommen und befinden sich in einem Reliquienschrein in der Krypta der Basilika. Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 1974 gehört der Schädel einer etwa 50-jährigen Frau aus dem Mittelmeerraum, brasilianische Forscher haben ihm nun ein Gesicht gegeben.
Für internationale Aufmerksamkeit sorgten vor rund einem Jahr die beiden Brasilianer Paulo Miamoto (Experte für Zahnmedizin/forensische Anthropologie) und der Designer Cicero Moraes. In Zusammenarbeit mit italienischen Archäologen vom Anthropologie-Museum in Padua rekonstruierten sie in aufwendigen Scanprozessen und 3D-Druckern das Gesicht des heiligen Antonius von Padua. Laut Miamoto ist es ihnen nun gelungen, das Gesicht von Maria Magdalena zu rekonstruieren. Die virtuelle Rekonstruktion dauerte etwa einen Monat, das entstandene Gesicht wird zu Beginn der offiziellen Feierlichkeiten zu Ehren der Heiligen am 19. Juli präsentiert. „Eines kann ich jetzt schon sagen. Sie war eine schöne Frau“, so Miamoto.
Die Rekonstruktion des Gesichtes fand in Zusammenarbeit mit offiziellen Stellen von Sainte-Maximin-la-Sainte-Baume statt. Eine der Bedingungen war, dass die Wissenschaftler das Ergebnis ihrer Arbeit nicht vor den offiziellen Feierlichkeiten bekannt geben. Miamoto und Moraes hatten von einem befreundeten Designer vom brasilianischen Institut für Forensische Odontologie „Antropologia Forense e Odontologia Legal“ (Ebrafol) darüber gehört, dass sich in der Basilika „wahrscheinlich“ der Schädel von Maria Magdalena befinden soll.
Mit diesem Wissen stellten sie den Kontakt zu den Behörden her und ersuchten um eine Genehmigung für ihre Arbeit. Die ersten Gespräch waren nicht produktiv. Die Priester und der örtliche Bischof hatten Angst um die unbezahlbare und wertvolle Reliquie. „Wir erklärten ihnen, dass wir bereits das Gesicht des heiligen Antonius von Padua rekonstruiert hatten und das Objekt nicht berühren müssen“, berichtet Miamoro.
Die Wissenschaftler machten 3-D Fotos und verwendeten eine Technik, die als Photogrammetrie bekannt ist. Als Photogrammetrie wird eine Gruppe von Messmethoden und Auswerteverfahren der Fernerkundung bezeichnet, um aus Fotografien und genauen Messbildern eines Objektes seine räumliche Lage oder dreidimensionale Form zu bestimmen. Im Regelfall werden die Bilder mit speziellen Messkameras aufgenommen. Aspekte der Hautfarbe und andere Details lagen bereits aus weiteren historischen Forschungen vor, das Ergebnis wird in Kürze präsentiert.
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