Das Phänomen El Niño verursacht eine Erwärmung der tropischen Gewässer des Pazifischen Ozeans. Dadurch wird das globale Klima beeinflusst und es wird erwartet, dass die im Juni gestartete Hurrikan-Saison „moderater“ wie in anderen Jahren ausfällt. Meteorologen rechnen für die Region Karibik mit weniger Regenfällen, die Pegel der Stauseen werden deshalb weiterhin auf ihrem bereits niedrigen Pegelstand verweilen. Die letzte Dürre in der Karibik fand im Jahr 2010 statt und hinterließ schwere Schäden in der Landwirtschaft. Cedric Van Meerbeeck, Klimaforscher am Karibik-Institut für Meteorologie und Hydrologie, malt ein düsteres Bild. Er geht davon aus, dass sich die aktuelle Wassernot weiter verschlimmern wird. Sollte die im November endende Hurrikan-Saison nur wenige und nicht ergiebige Regenfälle bescheren, wird die Region austrocknen. „Wir stehen vor einem gravierenden Mangel an Wasser für die Bewässerung der Felder, für den inländischen Verbrauch und der Hotellerie“, warnt der Wissenschaftler.
Puerto Rico ist eine der Inseln der Karibik, die am stärksten von der Wasserknappheit betroffen ist. Unter der Dürre leiden mehr als 1,5 Millionen Menschen, aufgrund einer strengen Rationierung gibt es für Zehntausende nur noch alle drei Tage das lebenswichtige Nass. Vor einer Woche hat die Nationalgarde mit der Verteilung von Wasser begonnen, die Inselregierung hat hohe Geldbußen für Einzelpersonen und Unternehmen angekündigt, die die lebenswichtige Flüssigkeit nicht ordnungsgemäß verwenden.
In der Karibik klagen die Landwirte bereits über Verluste in Millionenhöhe. Auf der Insel St. Lucia welken die Kokosnuss/Orangen und Cashew-Plantagen vor sich hin, die Genossenschaften bezeichnen die Lage und die Aussichten als „sehr, sehr schlecht“. Nach Regierungsangaben aus Havanna sind 75 Prozent des kubanischen Territoriums von der Dürre betroffen. Tausende Nutztiere sind bereits gestorben, ebenfalls Tausende Hektar Anbaufläche von Bananen, Zitrusfrüchten, Reis und Bohnen ausgetrocknet und damit nicht zu Bewirtschaften. Von Januar bis Mai dieses Jahres fiel nur 68 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge und die 200 von der Regierung verwalteten Wasserreservoirs weisen weniger als 40 Prozent ihres „normalen“ Wasserstandes auf.
In der Dominikanische Republik liegen Berichte über Wasserknappheit in Hunderten von Gemeinden vor. Martin Melendez, Ingenieur für Hydrologie, warnt vor einem realistischen Kollaps des gesamten Wassersystems innerhalb der nächsten Wochen. Sowohl auf Puerto Rico, Kuba und der DomRep, haben die meisten der großen Hotels riesige Wassertanks und recyclen ihre Abwässer. Die Wasserknappheit hat allerdings inzwischen dazu geführt, dass die lokalen Hotelvereinigungen das Bewässern von Rasenflächen verboten haben. „Von der Dürre ist inzwischen jeder betroffen, die Geschäfte verkaufen Wassertanks wie warme Semmeln. Uns hilft nur noch eines: Beten zu Gott und um Regen bitten“, so Carlos Martinez von der puertoricanischen Hotelvereinigung.
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