Santiago de Cuba ist Musik. Ist Son, Salsa und Merengue, sind die traurigen Balladen, die ab nachmittags aus der Casa de la Trova, dem Haus der Troubadoure, dringen. Ist der Reggaeton, der aus den Anlagen Jugendlicher dröhnt, ist die klassische Musik des Blasorchesters. Dabei beginnt der Morgen in der zweitgrößten Stadt Kubas meistens ganz unmusikalisch. Mit dem Krächzen der Hähne, dem Röhren der „Bazooka“, mit der ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums die Bewohner aus den Betten und auf die Straße jagt. Schädlingsbekämpfung ist angesagt. Und es ist Zeit für einen süßen kubanischen Kaffee. „Azúcar, café, tabaco, musica, ron y guarapo“ werden hier nicht nur besungen, es sind die Lebenselixiere der Santiagueros. Die zwischen einer Meeresbucht und Bergen liegende Stadt im Osten Kubas gilt als Schmelztiegel der Kulturen. Hier leben bunt gemischt die Nachfahren spanischer Konquistadoren, afrikanischer Sklaven und französischer Kaffeepflanzer. Alle brachten ihre Kulturen mit und aus diesen entstand eine kunterbunte Mischung verschiedenster musikalischer Genres.
Einen ersten Eindruck davon bekommt man auf dem Parque Céspedes, dem historischen Zentrum der Stadt. Hier versammeln sich alle Müßiggänger zum Palavern, Zeitung lesen oder Schach spielen. Es herrscht ein Wettstreit der Musikanten um die Gunst der Touristen. Da ist der Einzelkämpfer mit seiner Gitarre. Dort ein aus Gitarristen und zwei Geigern bestehendes Trio. Eine Gruppe wirbt mit lautstarken Congas und feurigen Tänzerinnen. Ein Bettler spielt auf seinem selbst gebastelten Universalinstrument. Und aus dem ehrwürdigen Hotel Casa Granda schallt Konservenmusik herüber.
Für einige Tage Hauptstadt
Die Rhythmen und Töne mischen sich zu irgendetwas Neuem. Nur wenn auf dem Platz das Orchester spielt, schweigen die anderen. Dann hören die Santiagueros andächtig klassischen Melodien zu. Wer sich von der Musik lösen kann, lernt schon beim Rundgang um den Parque Céspedes ein halbes Jahrtausend Stadtgeschichte kennen. An der Nordwestseite des Platzes steht das älteste Privathaus Kubas. Es diente zwischen 1516 und 1530 dem spanischen Gouverneur Diego Velázquez als Residenz und beherbergt heute ein Museum. Das dominierende Gebäude ist die Catedral de la Asunción. 1555 errichtet, wurde sie mehrfach durch Brände und Erdbeben zerstört. Ihre heutige klassizistische Fassade erhielt sie Anfang des 20. Jahrhunderts. Gegenüber steht das 1950 erbaute Rathaus. An der weißen Fassade glänzt eine Bronzetafel. Diese erinnert daran, dass Fidel Castro hier am 1. Januar 1959 den Sieg der Revolution ausrief und Santiago (für wenige Tage) zur Hauptstadt erhob. Schließlich war Havanna weit und Castro sich nicht gewiss, ob ihn die Revolutionäre im Westen als Sieger anerkennen würden.
Die bürgerliche Mittelschicht traf sich einst in dem im eklektischen Stil errichteten heutigen Kulturhaus und auf der Terrasse des 1920 erbauten Hotels Casa Granda auf der Ostseite des Céspedes-Platzes. Beide atmen noch den Geist der vor 50 Jahren untergegangenen Zeit.
Hi Peter :-)
herzlichen Dank für diesen schönen Bericht aus Santiago de Cuba. Das macht richtig Lust auf die nächste Reise. Eine Frage hab ich jedoch: Du schreibst auf Seite 2 Deines Berichts, eine der Sehenswürdigkeiten von Santiago de Cuba wäre El Morro, die spanische festung. Ich wusste nicht, dass es in Santiago auch eine spanische Festung namens El Morro gibt. Die, die ich kenne, wurde auf der der Stadt gegenüberliegenden Seite der Bahia de Habana auf El Morro errichtet und hat den Namen La Cabana, wird aber wegen seiner Lage of als El Morro bezeichnet.
Ich jedenfalls würde mich freuen, öfters und mehr von Dir zu lesen!
Liebe Grüße,
Peter
Ich habs gefunden: http://www.santiago-de-cuba.info/content/ausfluege/el_morro_1.htm
Irgendwie muss ich die Festungsanlage El Moro in Santiago verschludert haben; ist ja vom selben Architekt wie El Moro in Havanna :-)