Schon im kommenden Jahr könnte ein winziger, in Peru entwickelter Satellit wichtige Daten zum weltweiten Klimawandel liefern: der Nanosatellit Chasqui I. Mit einer Kantenlänge von lediglich 10 Zentimetern ist er nur unwesentlich grösser als die bekannten Zauberwürfel, doch in seinem Gewicht von rund einem Kilogramm steckt hochmoderne und komplexe Technik. Veranwortlich für die innovative Entwicklung ist die Universidad Nacional de Ingeniería (UNI) in Lima in Peru. Zahlreiche Fachbereiche arbeiten seit Jahren an dem Projekt, welches nun kurz vor der Vollendung steht.
Derzeit wird Chasqui, das Wort für „Bote“ in der Quechua-Sprache, in Russland einem Härtetest unterzogen. Dort werden extreme Bedingungen wie die enormen Temperaturunterschiede im Orbit simuliert, um festzustellen, ob Leiterbahnen halten und die Energieversorgung durch die Mikroschaltkreise langfristig gewährleistet ist. Bei einem positiven Testergebnis soll der Würfel im Juni 2012 von Russland aus in die Umlaufbahn geschossen werden und bereits kurz darauf erste Daten an das Kontrollzentrum in Lima senden. Dieser Zeitplan liegt durchaus im Bereich des Möglichen, wurden doch im vergangenen Jahr zwei Vorab-Tests in einer Höhe von 150 Kilometern erfolgreich durchgeführt.
Ausgestattet ist das komplexe Stück Technik mit zwei Kameras, welche kontinuierlich Aufnahmen sowohl im sichtbaren Bereich als auch im Infrarotspektrum zur Erde funken sollen. Wissenschaftler erhoffen sich dabei weitere Informationen über den fortschreitenden Klimawandel auf dem Planeten. Die notwendige Energie für die Aufnahmen und den Datenfunk wird dabei von hocheffizienten Mini-Solarpanelen zur Verfügung gestellt, die an allen Seiten des Kubus angebracht sind.
Die Fotografien sollen zudem auch Aufschlüsse über die Zerstörung des Regenwaldes liefern und Archäologen bei ihren Forschungen unterstützen. Auch eine Nutzung der gewonnenen Daten im Zentrum für Erdbebenforschung des südamerikanischen Landes ist angedacht. Am Ende könnten sogar Länder rund um den Globus von dem Forschungsprojekt profitieren. Denn Chasqui I wird die Erde in einer Umlaufbahn von 600 Kilometern insgesamt 16 Mal binnen 24 Stunden umrunden und überfliegt somit alle 90 Minuten eine zur Beobachtung ausgewählte Region.
Gegenüber den normalen Satelliten haben Nanostelliten wie Chasqui I einen entscheidenden Vorteil. Während die grossen Artverwandten zwischen 15 und 50 Millionen US-Dollar verschlingen, liegen die Kosten für das peruanische Projekt inklusive aller notwendiger Forschung, dem Bau, den Tests und dem abschließenden Aussetzen im Orbit gerade einmal bei 200.000 US-Dollar. Daher träumt man in Peru inzwischen von weiteren künstlichen Erdtrabanten aus nationaler Produktion. Diese sollen dann mit ebenfalls im Andenstaat hergestellten Raketen von einem eigenen „Weltraumbahnhof“ ins All geschossen werden.
Leider kein Kommentar vorhanden!