In Venezuela ist die Pressefreiheit unter Beschuss

Datum: 30. August 2011
Uhrzeit: 07:15 Uhr
Leserecho: 10 Kommentare
Autor: Redaktion
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► One-Man-Show aus Caracas

In der Schließung der Wochenzeitung „6to Poder“ sieht die IGFM eine weitere Verschärfung im Feldzug der Chavez-Regierung gegen die Pressefreiheit in Venezuela. Während der Präsident in der Öffentlichkeit seine Krebserkrankung zelebriert, nimmt die Welt von den fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen in Venezuela kaum Notiz. Mit dem erneuten Vorgehen gegen ein regierungskritisches Presseorgan zeige Chávez, dass er die totale Dominanz über den Mediensektor fest im Auge behält.

Am vergangenen Montag war das Blatt von einem Gericht in Caracas verboten worden. Grund dafür war eine in „6to Poder“ veröffentlichte Satire, in der einige wichtige Figuren der Chávez-Regierung mit Nachtclub-Tänzerinnen eines fiktiven Clubs namens „La Revolución“ verglichen wurden. Diese würden sich – so der Artikel – „jede Nacht auf die Bühne begeben, um dem Revolutionspublikum zu gefallen“, und das zu „sozialistischen Preisen“. Hugo Chávez fungierte als Nachtclubbesitzer, der die Damen unter anderem dazu benutze, „Spione“ und „Feinde“ mit Gewalt aus dem Lokal zu befördern. Garniert wurde der Artikel mit einer Fotomontage vermeintlicher Nachtclub-Tänzerinnen, unter denen die Präsidentin des Obersten Gerichtshof Luisa Estella Morales, die Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Díaz und die Leiterin der Obersten Wahlbehörde Tibisay Lucena zu finden waren.

Einen Tag nach Erscheinen des Artikels ordnete ein Gericht die sofortige Schließung von „6to Poder“ und die Verhaftung der Generaldirektorin der Zeitung, Dinora Girón, an. Drei Tage nach ihrer Festnahme kam Girón wieder auf freien Fuß, das Blatt darf dagegen nach einigen „Auflagen“ wieder erscheinen.

Während sich prominente Frauen der Chávez-Regierung in der Öffentlichkeit über eine „Schmutzkampagne“ gegen den Präsidenten und die „Beleidigung aller Frauen“ entrüsten, machten Regierungskreise nach üblicher Manier mal wieder das Ausland verantwortlich. Aus der Chávez-treuen PSUV-Fraktion war zu hören, „6to-Poder“ würde für seine Chávez-kritische Ausrichtung Geld aus dem Ausland erhalten. Die Opposition hingegen zeigte sich empört. Der Journalist Teodoro Petkoff beklagte, die Zeitung sei ohne jede Rechtsgrundlage und aufgrund „puren Willens der Regierung“ geschlossen worden. Die internationale Organisation „Committee to protect Journalists“ kritisierte die Regierungsaktion als „pure Einschüchterung“.

Auch für IGFM-Vorstandsprecher Martin Lessenthin ist der Fall klar: „Der fragliche Artikel ist eine recht harmlose Politsatire, die keinesfalls die Grenzen der Pressefreiheit überschreitet. Die völlig überzogene Reaktion der Chávez-Regierung ist ein Skandal und zeigt, dass Chávez die Informations-Hegemonie nach kubanischem Vorbild betreibt. Darauf deuten auch die Verschwörungstheorien von angeblich ausländischem Einfluss“ hin.

Lessenthin beklagt zudem, dass die Nachrichten beim Thema Venezuela derzeit von Chávez´ Krebserkrankung dominiert werden: „Momentan liest man auch in europäischen Medien fast nur noch über die Chemotherapie von Chavez´. Dabei wird übersehen, dass er hinter der Fassade dieser One-Man-Show die Daumenschrauben der Repression gegen unabhängige Medien weiter anzieht“, so Lessenthin.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    togo

    „6to Poder“ darf doch eh weiter erscheinen. Das wurde am Montag beschlossen!

    IGFM kann man ohnehin nicht trauen. Immerhin machten sich führende Mitglieder für Pinochet stark.

    • 1.1
      Heinz

      @ das Blatt darf dagegen nach einigen “Auflagen” wieder erscheinen.

      Deswegen: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

      Zumindest traue ich denen mehr wie den gefälschten Angaben der offiziellen staatlichen Medien in Venezuela.

      UM IGFM GEHT ES HIER AUCH NICHT-ES GEHT UM DIE SCHOW DES BAUERNDEPPEN.

      • 1.1.1
        togo

        Heinz, anscheinend hast du nicht den Artikel gelesen. Im Artikel heißt es:

        „In der Schließung der Wochenzeitung „6to Poder“ sieht die IGFM eine weite…“

        Es gab keine Schließung!

      • 1.1.2
        Martin Bauer

        Was unter solchen „Auflagen“ zu verstehen ist, kennt man ja zu genüge. Ich kenne den Fall eines recht erfolgreichen Geschäftsmannes, der vor einigen Jahren ohne Angabe eines Grundes und ohne Haftbefehl von zivilen Polizeikräften in seiner eigenen Firma verhaftet wurde. Nach Ankunft im Polizeirevier wurde ihm korrekterweise ein Anruf gewährt, den er nutzte, um seinen Anwalt um Hilfe zu bitten. Sofort danach wurde er in einen anderen Stadtteil in einen geschlossenen Hinterhof verbracht, ohne jede Information an den Anwalt, wo ein hoher Polizeioffizier ihm die Pistole an den Kopf hielt und ihm sofortige Freilassung anbot, unter der „Auflage“, binnen 24 Stunden einen horrenden Geldbetrag zu zahlen. – Der Mann zahlte natürlich.

        Auflagen an Medien sind in Venezuela zumindest ein Maulkorb, wenn nicht auch noch Geldzahlungen.

  2. 2
    Heinz

    Der Zeitung „6to Poder“ war der Betrieb untersagt worden–das ist für mich gleichbedeutend für Schließung. Sicherlich ist H.C. dort nicht aufgetaucht und hat den Laden abgeschlossen.

    Übrigens nachzulesen bei der Direktorin von „6to Poder“ auf ihrem Facebookaccount. Sie schreibt wortwörtlich von „Schließung“.

  3. 3
    Angiven

    Wegen so einer lächerlichen Politsatire,so ein Gezeter zu machen, zeugt
    schon von der Dummheit von Hugo und seinen Gesellinnen.Da wären ja
    die ganzen Verleger in Europa im Knast (voran England) und sämtliche
    Verlage enteignet,verstaatlicht und geschlossen.Kasperltheater,Lach-
    nummer hoch drei.

  4. 4
    margaritatom

    Hetze, Hetze, Hetze,
    Kein einziger Journalist von Latina-press ist aus Venezuela… also nicht kompetent. Wird nur alles abgekupfert…Womit wird denn Latina-Press finanziert? Ich nehme an von der Konrad-Adenauer-Stiftung

    • 4.1
      Heinz

      Die werden bestimmt von Imperialisten finanziert. Junge Junge, was seid ihr für Vollidioten. Ihr Typen habt doch alle einen an der Murmel. Würde mal das Impressum durchlesen, Paranoiker. Allerdings zeigen die Reaktionen, dass es mal wieder ein Volltreffer war. Aber was juckt es eine Eiche, wenn sich ein Schwein, in diesem Falle ein linken, an ihr reibt.

    • 4.2
      Martin Bauer

      Wahrheit, Wahrheit, Wahrheit, die tut weh, vor allem uns, die wir sie in Venezuela täglich an der eigenen Haut verspüren. Hetze dagegen kommt von Linken Verbrechern, egal wo in der Welt sie sitzen.

  5. 5
    Der Bettler

    Margaritatom,wenn man in diesem Forum liest und schreibt,müßte man schon wissen,wo der Sitz des Presseverlages ist und wer der Betreiber ist.
    Das die ganzen Berichteschreiber,und Journalisten fast ausschließlich aus Venezuela kommen ist Tatsache,wenn es sich um Venezuela handelt.Diese
    würden gerne auch in anderen Tageszeitungen auf spanisch schreiben,aber da könnten sie sich gleich selbst als politischer Gefangener in den Knast
    einweisen.Die Pressefreiheit in Ven. ist gleich null. Und Latina-Press bettelt nicht um Spenden, so wie das Mistblatt amerika 21.Ich hoffe Du hast es in Deinen Gehirnwindungen aufgenommen!!

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