Brasilien erlebt einen Boom auf dem Yacht-Markt, welcher das starke Wirtschaftswachstum des südamerikanischen Riesenlandes widerspiegelt. Mehrere internationale Unternehmen im Sektor Luxusyachten haben Filialen eröffnet, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
Das größte Land in Südamerika hatte schon immer eine ausgewählte Gruppe von Superreichen mit extravaganten Geschmack. Chinas anhaltende Nachfrage nach Rohstoffen und die Entdeckung der großen Ölvorkommen vor seiner Küste spülen immer neue Milliarden in das Land, welche auch den Besitzer wechseln. Es wird prognostiziert, dass sich die Zahl der Millionäre bis 2020 verdreifacht. Diese Klasse, zusammen mit einer wachsenden Mittelschicht, ist weniger von der globalen Wirtschaftskrise betroffen als Bewohner anderer Staaten. Der Markt nach exclusiven Spielzeugen boomt, während er in Europa und den Vereinigten Staaten stagniert.
Seit 2008, dem Beginn der Finanzkrise, ist der Boot-Umsatz um 30% jährlich gestiegen, während der Umsatz von teuren Yachten auf den den traditionellen Märkten wie Europa und den Vereinigten Staaten um bis zu 70 Prozent einbrach. Für die italienische Ferretti-Gruppe, Europas größten Hersteller von Yachten und einer der führenden Bootshersteller in der Welt, entfielen auf Brasilien im Jahr 2007 weniger als 5% des weltweiten Umsatzes. Für dieses Jahr wird in Brasilien ein Umsatz von 290 Millionen Dollar erwartet, etwa 40% des Gesamtumsatzes .
Um der Nachfrage gerecht zu werden, eröffnete Ferretti vor zwei Monaten eine Werft für 310 Millionen US-Dollar am Stadtrand von São Paulo. Die Werft wird bei voller Kapazitätsauslastung etwa 120 Boote jährlich produzieren. In den letzten zwei Jahren eröffneten mehr als ein Dutzend Bootsbauer Werften in Brasilien, das Land erlebt eine Invasion britischer und französischer Hersteller, welche sich auf diesen Markt konzentrieren. „Es ist als wäre Brasilien gerade erst entdeckt worden“, so ein Brancheninsider.
Wenn sie sich nicht in Einkaufszentren aufhalten, findet man die brasilianischen Führungskräfte auf ihren Yachten in der Nähe von Santos im Süden von São Paulo, dem wichtigsten Finanzplatz Brasiliens, oder entlang der grünen Küste nördlich von Rio de Janeiro. Die Anlegestellen der 7.400 Kilometer (4.600 Meilen) langen brasilianischen Küste sind zum Bersten gefüllt.
Herr und Frau Brasilianer entdecken inzwischen immer mehr die Annehmlichkeiten des lustvollen Lebens. Laut Association of Executive Search Consultants (AESC), weltweiter Verband von Executive Search Beratungsunternehmen, verdienen Führungskräfte in São Paulo inzwischen mehr als ihre Kollegen in New York, London, Hong Kong und Singapur.
Der Umsatz von Luxusgütern in Brasilien belief sich im letzten Jahr auf 8.9 Milliarden US-Dollar, was eine Steigerung um 28% gegenüber 2009 beträgt. In den vergangenen zwei Jahren eröffneten Marken wie Chanel, Hermes, Jimmy Choo und Lamborghini lokale Niederlassungen, alle wollen vom Boom profitieren.
„Wir haben immer gesagt, dass Brasilien das Land der Zukunft ist, aber wir haben nicht gewusst, wann diese Zukunft ankommen wird“ erklärt Ernani Paciornik, Pionier der brasilianischen maritimen Industrie. „Ich denke, die Zukunft ist angekommen“, fügt er hinzu.
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