Entsprechend des von der Regierung erarbeiteten Wiederaufbauplans wurden 5,3 Milliarden US-Dollar an Aufbauhilfe zugesagt, davon 258 Millionen US-Dollar für die medizinische Versorgung. Bisher wurden erst 118,4 Millionen US-Dollar für die Gesundheitsversorgung zur Verfügung gestellt, weitere 130,6 Millionen US-Dollar werden aber demnächst ausgezahlt.
Hilfsorganisationen haben sich intensiv für die Versorgung der Menschen eingesetzt. Dennoch konnten viele Frauen und Mädchen aufgrund mangelnder Informationen, schlechter Verkehrsinfrastruktur und hoher Gebühren für nicht kostenfrei zur Verfügung stehende Leistungen davon nicht profitieren. Dadurch stehen ihre grundlegenden Rechte auf Gesundheit und Sicherheit auf dem Spiel.
Zudem stimmen sich die Geberländer und die im Bereich der Gesundheitsversorgung tätigen Nichtregierungsorganisationen nicht genügend ab und leiten Informationen nur unzureichend weiter. Für Menschenrechtsgruppen und die Regierung ist es deshalb schwer, die bereits erzielten Fortschritte zu ermitteln.
Für die ärmsten Frauen und Mädchen ist eine Fahrt zu den Einrichtungen, die kostenfreie Hilfe anbieten, zu teuer. Einige brechen die Behandlung ab, weil sie Untersuchungen wie Sonografien nicht bezahlen können oder weil sie – zu Unrecht – glauben, dass sie ohne Ultraschallbild nicht zum Krankenhaus zurückkehren können.
„Bei einer Summe von 260 Millionen US-Dollar, die für die Gesundheitsversorgung bestimmt ist, sollte keine Frau auf der Straße entbinden müssen“, so Roth. „Frauen und Mädchen haben ein Recht auf eine lebensrettende Behandlung, auch unter widrigen Umständen.“
Die extreme Abhängigkeit und Armut in den Notunterkünften haben manche Frauen und Mädchen dazu veranlasst, um der ökonomischen Sicherheit willen Beziehungen mit Männern einzugehen oder ihren Körper im Tausch gegen Essen zu verkaufen, schlicht um überleben zu können. Die Frauen und Mädchen haben dabei keinen ausreichenden Zugang zu Verhütungsmitteln oder anderen Leistungen der reproduktiven Gesundheitsversorgung, wodurch sie auf Dauer noch anfälliger für ungewollte Schwangerschaften und sexuell übertragbare Krankheiten sind.
Vergewaltigungen und die damit verbundenen Risiken für Frauen und Mädchen waren bereits vor dem Erdbeben ein Thema. In den Notlagern hat sich die Situation noch verschärft: Frauengruppen berichteten, dass es dort besonders häufig zu Vergewaltigungen und sexueller Gewalt kommt.
In einigen Gesundheitseinrichtungen werden Notfallverhütung und andere Behandlungen angeboten, die im Falle einer Vergewaltigung erforderlich sind. Viele Vergewaltigungsopfer haben jedoch keinen Zugang zu diesen Einrichtungen. Die Gründe sind immer dieselben: Es fehlt ihnen an grundlegenden Informationen darüber, welche Möglichkeiten ihnen wo zur Verfügung stehen; oder sie können die Kosten für die Fahrt zu diesen Einrichtungen nicht bezahlen. Einige Frauen und Mädchen sagten gegenüber Human Rights Watch, sie hätten zu große Angst gehabt, sich geschämt oder seien durch die Vergewaltigung traumatisiert gewesen und hätten sich deshalb in der für eine wirksame Notfallverhütung erforderlichen Zeitspanne nicht behandeln lassen.
Die Regierung soll Frauen und Mädchen besser vor Gewalt schützen und gewährleisten, dass sie Informationen über und Zugang zu der medizinischen Versorgung erhalten, die im Falle einer Vergewaltigung notwendig ist, so Human Rights Watch.
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