„Die Achtung der Menschenrechte muss ein wesentlicher Teil des Wiederaufbauplans in Haiti sein“, so Roth. „Die Regierung, Geber und Nichtregierungsorganisationen sollen gemeinsam dafür sorgen, dass Frauen und Mädchen die erforderlichen medizinischen Leistungen in Anspruch nehmen können und dass sie den nötigen Schutz und Respekt bekommen. Außerdem soll kontrolliert werden, dass dies auch wirklich passiert.“
AUSGEWÄHLTE ZEUGENAUSSAGEN
Mona
Mona zog mit ihrem Mann und ihren Kindern in ein Lager in Delmas 33, ein Vorort von Port-au-Prince. Ihr Haus war vom Erdbeben zerstört worden. „Ich habe gerade auf dem Boden entbunden … Ich hatte während der Entbindung keine Schmerzmittel“, sagte sie. Drei Tage später suchte sie schließlich einen Arzt auf, der ihr drei schmerzstillende Tabletten gab.
Gheslaine
Gheslaine ist eine alleinstehende Mutter von drei Kindern, die bei dem Erdbeben alles verloren hat. Vor kurzem hat sie entbunden, sieht aber keine Möglichkeit, ihre beiden Kinder und das Baby zu ernähren:
„Die Menschen versuchen, irgendwie zu überleben. Frauen haben Beziehungen mit Männern, damit sie ihre Kinder ernähren können. Das passiert oft. Meine Tochter ist zwölf und hat in den Lagern keine Freunde, weil sogar Mädchen bedrängt werden, ihren Körper für irgendwelche Dinge zu verkaufen. Ich arbeite nicht. Ich habe keine Eltern, die helfen könnten. Viele Frauen werden schwanger und haben dann niemanden, der sich um sie kümmert. Du verkaufst also deinen Körper für gerade mal 0,60 oder 1,25 US-Dollar. Leider kommt es immer wieder zu Schwangerschaften, hätten wir Zugang zu Beratungen zum Thema Familienplanung, würden wir uns schützen … Es ist nicht gut, sich zu prostituieren, aber was sollen wir tun? Man muss irgendwas essen.“
Florence
Florence ist noch keine 15 Jahre alt und im fünften Monat schwanger. Sie hat keine Eltern und lebte bei einer Familie, für die sie die Hausarbeit machte. Nach dem Erdbeben zog sie mit ihnen in ein Lager in Mais Gaté. Ihr Arbeitgeber vergewaltigte sie und drohte ihr, sie dürfe niemandem etwas davon erzählen. Als sie schwanger wurde, brachte sie jemand aus dem Lager zu einer Vorsorgeuntersuchung. Florence ging dann nicht mehr zur Schwangerschaftsvorsorge, weil sie sich weitere Untersuchungen nicht leisten konnte:
„Ich war einmal beim Arzt, er gab mir eine Überweisung. Ich habe kein Geld für die Blutuntersuchungen und die Stuhlprobe. Der Arzt meinte, ich solle mit den Untersuchungsergebnissen wiederkommen … Ich habe weder Mutter noch Vater, ich wohne bei einer Tante (ihre Arbeitgeberin), aber sie kümmert sich jetzt nicht um mich. Seit der Vergewaltigung wohne ich bei jemand anderem im Lager.“
Yvonne
Yvonne, 30, aus einem Lager in Croix-des-Bouquets, dachte, dass sie nicht in derselben Einrichtung entbinden könne, in der sie zur Schwangerschaftsvorsorge war. Sie bekam eine Überweisung zum Ultraschall, konnte aber die Untersuchung nicht bezahlen und hatte Angst, zu Folgeuntersuchungen oder zum Entbinden dorthin zurückzugehen:
„Ich habe vor der Geburt in mehreren verschiedenen Krankenhäusern Untersuchungen machen lassen … wenn sie mich zum Ultraschall schickten und ich kein Geld dafür hatte, wechselte ich das Krankenhaus … Niemand hat mir gesagt, dass es eine komplizierte Geburt sein würde … [doch] ich hatte Schmerzen, als es losging. Ich kam um 9 Uhr im Krankenhaus an, um 10 Uhr hatte ich immer noch nicht entbunden und um 11 Uhr wurde der Kaiserschnitt gemacht.“
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