Durchweg zufrieden mit der Resonanz der Besucher zeigten sich die Aussteller am Ende der fünftägigen 19. Cachaça-Messe „Expocachaça“ in São Paulo in Brasilien. Rund zwei Dutzend Hersteller des hochprozentigen Destillats aus Zuckerrohrsaft offerierten bis zum Sonntag (11.) dem Publikum ihre Spezialitäten, vornehmlich um das Nationalgetränk dem heimischen Publikum näherzubringen.
Und dieses nahm das Angebot in der städtischen Markthalle gerne an. An den kleinen Ständen zwischen den zahlreichen Läden mit Obst, Gemüse sowie Wurst- und Käsespezialitäten wurde daher auch ausgiebig über die verschiedenen Reifungsprozesse diskutiert. Ob weiß oder goldbraun, ob pur oder mit Honig und Zitrone versetzt oder sogar zum Likör veredelt – für jeden Geschmack war etwas dabei.
Die Endverbraucher müssen allerdings bei den in nur kleinen Mengen produzierten Zuckerrohrschnäpsen weitaus tiefer in die Tasche greifen als bei herkömmlich industriell hergestellten Destillaten. Preise von bis zu umgerechnet 30 Euro je Flasche liegen dabei durchaus im Bereich des Möglichen. Eine weitaus bessere Qualität und die damit verbundene feinere Note durch die teilweise jahrelange Lagerung in speziellen Fässern aus Eiche oder sogar tropischen Hölzern machen den jeweiligen Cachaça allerdings nicht nur unverwechselbar sondern auch zu einem Produkt, welches dann nur noch selten den Weg in einen Caipirinha findet.
Denn für das beliebte brasilianische Mixgetränk gibt es eben die bekannten Handelsmarken, die dadurch den Absatz der in den kleinen Brennereien produzierten Cachaças allerdings eher fördern denn behindern. „Billigschnaps ist keine Konkurrenz für uns. Es sind zwei unterschiedliche Produkte in zwei verschiedenen Preisklassen und dadurch auch für einen unterschiedlichen Kundenkreis“ so José Lúcio Mendes, Marketingdirektor der „Expocachaça“ im Gespräch mit agência latina press.
Für ihn bietet die Ausstellung die Möglichkeit, den im Jahre 2001 durch die Regierung zum Nationalgetränk erhobenen Cachaça einer breiteren Öffentlichkeit schmackhaft zu machen. Bereits seit Jahren sei hier ein Wandel festzustellen. Immer mehr Brasilianer würden immer häufiger zu dem qualitativ hochwertigen nationalen Produkt greifen als früher, wo ausländische Spirituosen wie Whiskey oder Rum zu den absoluten Rennern zählten.
Auch wenn der Andrang an den Ständen groß war und zahlreiche Flaschen der kostenlosen Verkostung zum Opfer fielen, gekauft wurde eher wenig. Dies war jedoch auch gar nicht das vornehmliche Ziel der kleinen Messe im Herzen der Millionenmetropole. Vielmehr konnten die Produzenten Kontakte mit lokalen Distributoren oder in der Stadt ansässigen Bars und Restaurants knüpfen, zahlreiche Workshops und Vorträge von modernen Produktionsverfahren bis zur Marketingoptimierung in der Gastronomie rundeten die Expocachaça ab.
So manche Kleinbrennerei nahm dabei in der Hoffnung auf einen erhöhten Absatz in der kapitalstärksten Region Brasiliens eine lange Anreise auf sich. So waren zwar vornehmlich Produzenten aus den Bundesstaaten Minas Gerais und Sao Paulo vertreten, aber auch aus Pernambuco und Bahia im Nordosten oder Rio Grande do Sul im Süden des Landes wurden die regionalen Spezialitäten offeriert.
Qualitätsunterschiede sind hierbei kaum noch festzustellen, so professionell werden inzwischen landesweit die edlen Tropfen mit 38 bis 48 Volumenprozent hergestellt. Der Messebesucher hatte daher die Qual der Wahl, seinen persönlichen Favoriten zu bestimmen. Eine Aufgabe, die ihm mit zunehmendem Genuss der zahlreichen Edelmarken immer schwerer gefallen sein dürfte.
Leider kein Kommentar vorhanden!