Das erste Wochenende beim Megafestival Rock in Rio 2011 hat eine kontinuierliche Steigerung mit sich gezogen. Während am Freitag zunächst der Pop mit Katy Perry, Elton John und Rihanna dominierte, zeigte sich der Samstag mit Stone Sour, Capital Inicial und den Red Hot Chili Peppers von seiner rockigen Seite. Am Sonntag schalteten Motörhead, Slipknot und Metallica noch einen Gang höher und präsentierten den 100.000 Besuchern in der Cidade do Rock gewaltige Bühnenshows mit hämmernder Musik und zahlreichen Spezialeffekten.
Doch nicht alles lief glatt auf dem 150.000 Quadratmeter umfassenden Festivalgelände. Eine Vielzahl von Problemen waren zu verzeichnen, von Taschendiebstählen über Müllberge, stinkende Toiletten und langen Schlangen an Essens- und Getränkeständen. agência latina press zieht nachfolgend eine Bilanz der ersten drei Tage des Musikmarathons in der brasilianischen Millionenmetropole Rio de Janeiro.
Freitag: Festivalauftakt mit bekannten Popstars
Durchweg radiotaugliche Musik bekamen die Besucher am Eröffnungstag des Spektakels präsentiert. Sowohl Pop-Veteran Elton John als auch die neuen Stars Katy Perry und Rihanna konnten die Zuschauer für sich begeistern, wobei Letztere durchaus als absolutes Highlight des Abends angesehen werden darf. Trotz allem gab es wenig Überraschungen. Elton John wirkte zwischen den Newcomerinnen etwas deplatziert und Katy Perry sorgte mit der Aktion, einen Zuschauer auf die Bühne zu holen und abzuknutschen, allenfalls für Gelächter.
Samstag: Rock im Regen und den Chili Peppers
Am zweiten Tag wurde der Name des Festivals dann in die Tat umgesetzt. Mit NX Zero, Stone Sour, Capital Inicial, Snow Patrol und Red Hot Chili Peppers kamen endlich die Gitarren richtig zum Einsatz. In den Shows bekamen die Fans vornehmlich die grössten Hits der Gruppen zu hören. Die Band von Anthony Kiedis und Michael „Flea“ Balzary als Headliner konnten jedoch nicht vollständig überzeugen. Trotz perfekter Setlist konnte der durchaus begabte neue Gitarrist Josh Klinghoffer die Lücke von John Frusciante keinesfalls vollständig ausfüllen.
Sonntag: Heavy-Metal lässt Cidade do Rock erzittern
Andere Bands, anderes Publikum: am dritten Tag des Spektakels dominierten fast ausschließlich schwarze T-Shirts die Kleiderordnung in der Cidade do Rock. Zudem waren am Metal-Tag überdurchschnittlich viel langhaarige Besucher zu entdecken. Am Abend spielten dann die „Unfassbaren Drei“ auf: Motörhead, Slipknot und Metallica. Die lebende Rock-Legende Lemmy Kilmister konnte trotz seiner 65 Jahre die Fans mit Leichtigkeit ist Delirium spielen. Und auch die mit Gesichtsmasken aufspielende Nu-Metal-Band Slipknot heizte den 100.000 Zuschauern mächtig ein. Glanzpunkt des Abends war aber ohne Frage Metallica, die natürlich ebenfalls die größten Hits ihrer Karriere zum Besten gaben. Die Band rund um Frontmann James Hetfield spielte über zwei Stunden lang und interagierte auch danach noch minutenlang mit den Fans.
Verkehr: Intelligentes Bussystem versagt kläglich
Überfüllte Busse und ein chaotisches Verkehrssystem sorgten vor allem in der ersten Nacht für Missstimmung bei den Besuchern. Bereits am Ausgang der Cidade do Rock endete faktisch die Schlange der Wartenden für den rund 600 Meter entfernten Busterminal. Wer nicht warten wollte, musste rund 5 Kilometer Fußmarsch auf sich nehmen, um dann vielleicht ein Taxi zu erwischen, welches nur zu einem hohen und vorher festgelegten Festpreis fahren wollte. In den beiden weiteren Nächten verbesserte sich die Situation dann jedoch deutlich, die Absperrungen rund um das Gelände blieben jedoch bestehen.
Essen und Trinken: Bis zu 1 Stunde Wartezeit
Schlangen, Schlangen und noch mehr Schlangen. Neben den für brasilianische Verhältnisse hohen Preisen – ein Hamburger kostete zwischen drei und sieben Euro – mussten die Besucher teilweise bis zu einer Stunde Wartezeit an den Ständen auf sich nehmen. Auch funktionierte an verschiedenen Stellen das zugesicherte bargeldlose Zahlen per Kreditkarte nicht. Aber nicht nur den Festival-Gästen war der Frust anzumerken, aufgrund stetiger Überlastung waren auch die Mitarbeiter der Getränke- und Burger-Länden sichtlich genervt.
Toiletten: Katastrophenzone im Land des Urins
Hatte es am ersten Tag noch einigermaßen reibungslos funktioniert, so brach am Samstag und Sonntag der Notstand in den sanitären Einrichtungen aus. Seen aus Urin bildeten sich nach den ersten Regenfällen, ein alles überdeckender Gestank lag in der Luft. Probleme gab es zudem beim Abwasser, welches durch die Niederschläge an die Oberfläche gedrückt wurde. Am Ende mussten die Gesundheitsbehörden einschreiten: sie verhängten nicht nur ein Bußgeld sondern forderten sofortige Nachbesserung. Andernfalls, so drohten sie, fände Rock in Rio ein schnelles Ende. Verursacht wurde die Schweinerei allerdings auch durch die Besucher selbst. Gerade die Männer urinierten am Ende innerhalb der Toiletten einfach dorthin, wo gerade ein wenig Platz war.
Ambulanz: 1 Prozent der Besucher in medizinischer Behandlung
Nach Angaben des zuständigen medizinischen Dienstleisters Rede D’Or wurden am Wochenende insgesamt 3.373 Personen oder etwas mehr als ein Prozent der Besucher medizinisch betreut. In den meisten Fällen handelte es sich um Kopfschmerzen, Schwächeanfälle, Bluthochdruck, Verstauchungen oder Prellungen, die direkt vor Ort in einem der sechs Gesundheitsposten behandelt werden konnten. Lediglich 24 Patienten mussten für weitere Untersuchungen oder zur stationären Aufnahme in nahe gelegene Krankenhäuser gebracht werden. Der kritischste Fall war nach Angaben der Ärzte eine 19-jährige Patientin, die aufgrund von Atemnot kurzzeitig künstlich beatmet werden musste.
Abfallbeseitigung: Besucher ignorieren leere Mülltonnen
Trotz zahlreichem Reinigungspersonal und Hunderten von Mülleimern präsentierte sich das Gelände bereits am ersten Abend voller weggeworfener Getränkebecher und Hamburger-Packungen. Die eifrigen Helfer in ihren orangen Uniformen waren restlos überlastet, den Unrat zwischen den Besuchern aufzuklauben. Das Publikum wurden anschließend von den Verantwortlichen scharf kritisiert, da es „zu wenig mitgeholfen“ und die bereitgestellten Abfalltonnen schlichtweg ignoriert hätte. Nach offiziellen Zahlen wurden in den ersten drei Veranstaltungstagen über 150 Tonnen Müll der Wiederverwertung zugeführt.
Sicherheit: Taschendiebstähle und Festnahmen
An den ersten drei Festivaltagen kam es kaum zu grösseren Zwischenfällen, Schlägereien und ähnliches waren nicht zu vermelden. Dafür gingen nach Angaben der zuständigen Zivilpolizei insgesamt 573 Anzeigen aufgrund von Taschendiebstählen oder dem Verlust von Ausweisen oder anderen Dokumenten ein. Sechs Personen wurden auf frischer Tat ertappt und festgenommen, als sie gefälschte Eintrittskarten verkaufen wollten. Den anderen Festnahmen gingen Diebstähle und Raubüberfälle voraus.
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