Freunde, die in Valencia leben, riefen gerade an und berichteten von einem bemerkenswerten Ereignis, über das sich die ganze Stadt gerade vor Lachen biegt. Die ganze Stadt…? Nein! Die Betreiber des Supermarktes KROMI schäumen vor Wut, ebenso wie Edgardo Parra, seines Zeichens Bürgermeisters der Stadt, der am Wochenende wohl das Kriegsbeil ausgegraben hat und sich nun auf einem Rachefeldzug gegen KROMI befindet.
Edgardo Parra hat sich anscheinend ein schweres Amt aufgebürdet. So schwer, dass er sich am Wochenende einen verdienten Schluck aus der Whisky Pulle gönnen wollte. Nur am Wochenende…? Wohl nicht, sonst hätte das plötzliche Fehlen des köstlichen Tropfens ihn sicher nicht so schwer mit genommen, dass er sich offen gegen ein vom Commandante Presidente Hugo Chávez Frias persönlich erlassenes Dekret stellte und von Bürgern der Stadt verlangte, das Gleiche zu tun. Davon will er heute allerdings nichts mehr wissen.
Whisky, klar, was sonst? Schliesslich ist er Venezolaner. Und die haben es sich seit Jahrzehnten auf die Fahne geschrieben, Schottlands flüssiges Gold nicht in Fässern oder Flaschen verkommen zu lassen, sondern so viel davon wie möglich weg zu trinken, solange es im Lande der bolivarischen Revolution noch zu haben ist.
Leider war die letze Flasche des Bürgermeisters leer. Und es war bereits Sonntag. Alle Licorerias geschlossen, da Hugo Chávez dies so haben will. Nur eben jener besagte Supermarkt KROMI hat 24 Stunden täglich und 7 Tage die Woche geöffnet. Und KROMI hat in seinen Filialen eine bekanntermassen exquisite Spirituosen Abteilung, mit allem was die Leber begehrt. Die Rettung? Von Edgardo Parra’s Villa aus war das nicht weit. Also machte er sich persönlich auf den Weg, denn schliesslich liebt ein chavistischer Bürgermeister die Nähe des Volkes, versteht er sich doch selber als Teil von ihm.
Angekommen am Ziel seiner Begierde, der Pforte zu den Regalen voller Whisky, deren teuerste Flasche an die 4.500 BsF kostet, fand er diese verschlossen. „Präsidiales Dekret!“ erinnerte ihn das Personal. An Sonntagen gibt es in keinem Geschäft Venezuelas Alkohol zu kaufen. Nur in Lokalen zum dortigen Konsum. Erst ab Montag morgen wieder, ab 9:00h, glaube ich.
Das war dann zu viel für den roten Alcalde. Der tobte, fluchte, drohte…. Aber es half nichts. Das Wort des Präsidenten wog für den Geschäftsführer des KROMI schwerer als das seine. Keine Linderung des Delirium Tremens in Sicht! Also zog er sich schliesslich geschlagen zurück und sann auf Rache…
Die liess auch nicht lange auf sich warten. Schon bald erschienen Beamte des Bürgermeisters und ordneten die Schliessung des Supermarktes an. So was Ähnliches kenne ich aus Wildwest Filmen: „Bürgermeister wird besoffen aus Salon geworfen, Sheriff kommt und schliesst den Laden.“ Mal sehen, was der Präsident der Republik zum Verhalten seines Statthalters sagt…!
Der Gipfel der Frechheit ist allerdings die Begründung der Schliessung: „Ablauf der Lizenz zum Verkauf alkoholischer Getränke seit Juli 2011.“ Laut Meldung der Zeitung NOTITARDE beteuert die Geschäftsleitung von KROMI, allen gesetzlichen Verpflichtungen korrekt und auf den Tag genau eingehalten zu haben, was in Anbetracht der rollenden Enteignungswelle absolut glaubwürdig ist. Man widerspricht jedoch dem Alcalde nicht direkt, aus Furcht vor weiteren Repressalien. Auf den Skandal, welchen Edgardo Parra laut Augenzeugenberichten im Supermarkt abgezogen haben soll, geht der Bericht mit keinem Wort ein. So wurde der Presse auch nicht erlaubt, am Ort des Geschehens Fotos zu machen. Die hier gezeigten Bilder entstanden „undercover“ durch einen Bekannten unserer Freunde…
Dies ist der Stand der Dinge Montag, um 12:30h. Ich warte gespannt auf den nächsten Anruf aus Valencia bezüglich der weiteren Entwicklung.
lol unglaublich!
Gruss aus Caracas.
Geschichten, die das Leben schreibt. Und nicht jenseits der Realität aus Regierungsblättchen von linken Blättchen abgekupfert. Klasse, Herr Bauer. Weiter so!!!!.
Hab selten so gelacht!!!!!!
Danke fuer den Bericht!!
Was der König von Caracas kann, kann der kleine König von Valencia schon lange. Zeugt eigentlich nur vom der hohen Kultur der Herren an der Macht. Die wilden Horden der Hunnen waren wohl gesitteter?
Na ja, aus eine Ackerpferd kann man auch kein Rennpferd machen, und ein Lümmel bleibt ein Lümmel.
Hallo Martin, ein super Bericht,dem man sogar noch ein herzhaftes Lachen
abgewinnen kann.Bin auch gespannt,wie das weitergeht.vamos a ver
Gruß aus der Isla.
Die „Bodega“ innerhalb des KROMI Marktes blieb für rund 1-2 Wochen geschlossen, aus purer Schikane. Ich konnte nicht erfahren, wie lange genau. Inzwischen hat sie wieder auf. Näheres weiss ich nicht. Erfahrungsgemäss kann man davon ausgehen, dass eine saftige Strafe bezahlt werden musste.