Oktoberfest Blumenau: Deutsche Musik für Kost und Logis

Deutsche Band beim Oktoberfest in Blumenau

Datum: 17. Oktober 2011
Uhrzeit: 14:05 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
Sprachkurs Portugiesisch (Brasilianisch)
► Organisatoren liegen bereits Anfragen bis 2014 vor

Blasmusik, Showbands, Schuhplattler: auch zum Oktoberfest 2011 sind wieder zahlreiche deutsche Gruppen angereist, um in den drei Wochen des Megaspektakels mehr als eine halbe Million Menschen zu unterhalten. Vier Bühnen stehen in den verschiedenen Hallen auf dem Veranstaltungsgelände „Parque Vila Germânica“ bereit, zu Spitzenzeiten verfolgen zwischen 10.000 und 15.000 Besucher die Auftritte der verschiedenen Bands.

Damit jedoch jedes Jahr aufs Neue die beliebten Stimmungsmacher auf dem größten deutschen Volksfest des amerikanischen Kontinenten präsent sind, haben sich die Organisatoren ein ausgefeiltes Konzept ausgedacht. Sämtliche „Importgruppen“ werden in Deutschland angeworben und bekommen lediglich Flug, Unterkunft und Verpflegung gestellt. Die abendlichen rund zweistündigen Auftritte erfolgen dann komplett ohne Gage.

„Anders ist das ganze sonst finanziell gar nicht zu bewältigen“ verrät José Carlos Oechsler im Gespräch mit agência latina press. Der gebürtige Blumenauer, in dessen Familie bereits in der vierten Generation trotz der Entfernung zur ursprünglichen Heimat perfektes Deutsch gesprochen wird, leitet die Musik-Kommission des Festes und fliegt dafür jedes Jahr nach Deutschland. Dort trifft es sich mit den verschiedenen Gruppen, sieht sich die Auftritte an und versucht sie für das Oktoberfest im Süden Brasiliens zu gewinnen. Dabei legt er vor allem Wert auf das Repertoire. 90 Prozent der Musikstücke sollen in deutscher Sprache vorgetragen werden, nur zehn Prozent internationale Hits sind erwünscht.

„Dies ist eine Konsequenz aus dem stetigen Besucherrückgang vor dem Jahr 2005“ so Oechsler. Damals habe man, um wieder mehr Publikum anzulocken, das mehrere Hallen umfassende Festgelände gebaut und gleichzeitig versucht, „das Deutsche“ wieder mehr in den Vordergrund zu rücken. Mehr Gruppen aus dem deutschen Sprachraum wurden verpflichtet, und dies trotz knapper Kassen mit Erfolg. Das Fest erfuhr einen gewaltigen Zulauf, das Konzept wurde trotz damals ebenfalls eingeführten Eintrittspreisen hervorragend angenommen.

„Wir machen faktisch keinen Gewinn, denn das beim Oktoberfest eingenommene Geld soll ja hier in Blumenau zirkulieren“ betont Oechsler und verteidigt damit zugleich die Ticketpreise, die am Wochenende umgerechnet rund sieben Euro betragen. Schüler, Studenten und Senioren zahlen dabei nur die Hälfte, dies mache etwa 45 Prozent aller verkauften Karten aus. Und zudem sei der Eintritt in einer „traditionellen Tracht“ sowieso frei.

Das die Kapellen und Bands aus Deutschland auch ohne finanziellen Anreiz gerne kommen, sei der Beliebtheit des Oktoberfestes zu verdanken. Manche Gruppen wollten einfach nur einen Auftritt in Brasilien in ihrer Vitae stehen haben, für andere sei es einfach ein kostenloser Urlaub in Brasilien. Denn bei zwei Stunden Spielzeit am Tag bliebe genügend Zeit für Ausflüge in die nähere Umgebung oder an die rund 50 Kilometer entfernte Atlantikküste.

Nicht jede musikalische Attraktion kann Oechsler jedoch einfach so einfliegen lassen. Auch er müsse ein Budget beachten, inzwischen habe sich sogar eine kleine Warteliste gebildet. „Bis in das Jahr 2014 haben wir jetzt schon Anfragen vorliegen“ erzählt er voller Stolz. „Aber ob eine Gruppe im kommenden Jahr wiederkommt, hängt natürlich auch davon ab, wie sie bei den Zuschauern ankommt“ so Oechsler abschliessend. Und schon macht sich der Brasilianer mit deutschen Wurzeln erneut auf den Weg in die Hallen, um seine „Importe“ abermals persönlich in Augenschein zu nehmen.

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