Die schwere Finanz-und Wirtschaftskrise führt zu Problemen in Portugal und treibt immer mehr Frauen in die Prostitution. Für viele Migrantinnen, hauptsächlich aus Brasilien, Rumänien, Bulgarien und Nigeria, ist die Prostitution oft das letzte Mittel, um ihre Familien zu unterstützen. Die Entscheidung, den eigenen Körper verkaufen, wird nicht leichtfertig getroffen und ist deshalb nicht zu verurteilen. Laut Inês Fontinha, Leiterin der Instutition „Das Nest“, gibt es eine wachsende Zahl von Frauen in den Dreißigern, die Opfer der Krise werden und sich deshalb prostituieren. „Die Situation im Land war noch nie so ernst wie in diesen Tagen“ so Fontinha.
Viele Frauen leben in ständiger Angst, da sie ihr Gewerbe hinter dem Rücken ihrer Männer ausüben. Diese unerfahrenen Frauen werden sehr oft Opfer von Menschenhändlern. Örtliche Zuhälter sind harmlos, im Vergleich zur sogenannten „Mafia aus dem Osten“. Bis zum Jahr 2010 befanden sich nach Angaben portugiesischer NGOs rund 28.000 Sexarbeiterinnen im Land (Einwohnerzahl 10,6 Millionen). Die Hälfte von ihnen sind Einheimische, die andere Hälfte vor allem Brasilianerinnen, Rumäninnen, Bulgarinnen und Frauen aus Nigeria.
Fontinha teilte in einem Interview mit dem Radiosender Lissabon TSF und dem privaten Fernsehsender SIC mit, dass die Krise auch immer mehr Männer in die Prostitution treibe. Zum Beispiel in Coimbra, 190 km nördlich von Lissabon, wurden alleine in diesem Jahr 400 neue weibliche- und männliche Prostituierte registriert. Aktuelle Studien belegen, dass die meisten der Straßenmädchen aus den unteren sozioökonomischen Schichten kommen, über wenig Schulbildung und keine Berufsausbildung verfügen. Sie stammen aus ärmsten Verhältnissen und die Inzidenz von Drogenmissbrauch ist hoch. Das Hauptziel von 30% Prozent der Prostituierten ist Geld zu verdienen, um damit ihre Sucht zu finanzieren. Dabei hat sich die Zahl der Drogenabhängigen seit Ausbruch der Finanzkrise deutlich erhöht. Die meisten Sexarbeiterinnen führen ein Doppelleben, welches ihre Angehörigen nicht kennen.
Zur Bekämpfung der Kriste hat die Regierung drastische Einschnitte bei den öffentlichen Ausgaben und sozialen Zuschüssen gemacht. Der fiskalische Anpassungs-Plan hat zu den gravierendsten Einschnitten bei den öffentlichen Ausgaben in den letzten 50 Jahren geführt. Die Arbeitslosenquote liegt nach offiziellen Angaben derzeit bei 13 Prozent und zwischen 17 und 18 Prozent nach Berichten der Gewerkschaften.
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