Lieber Richard,
tut mir leid dass es nicht klappte mit dem Kaffee – war so kompliziert, dass dies eine Geschichte hergeben wird. Melissa ist weg mit dem Bus-nach dem Chaos ist es ist wie wenn mir die rechte Hand fehlte. Es begann mit Dani, der um 9 Uhr nicht kam und nicht telefonieren konnte. Er sei irgendwie von einem Polizisten festgehalten worden, vielleicht ein verschmutzter Kleber oder ein anderes „Schwerverbrechen“.
Es war 9 Uhr 30. Toni besorgte mir ein anderes Taxi, aber ich hatte nur 2.000 Pesos Darlehen der Botschaft für Erdbebenopfer, die alles verloren hatten, und niemand, aber auch gar niemand hatte Rückgeld. Die Hotelsekretärin ging weg auf die Suche, aber wurde nicht fündig. Der andere Taxichauffeur arbeitete neue Vorschläge aus, mit Transport und Warten in Boca Chico.
Aber 2.000 Pesos reichten nicht ganz. Toni fand, ich gehe besser zur Bank um ein US-Nötchen zu wechseln. Aber ich wusste, dass das jedesmal eine halbe Stunde braucht, mit Passportkontrollen und Schlange stehen und so weiter-und mit dem Hin- und Rückweg nochmals eine. Und ich war bereits eine halbe Stunde verspätet, das hätte dann eineinhalb Stunden bedeutet, nach Adam Riese. Und die Diskussionsrunde wurde grösser und grösser.
Schließlich kam ein Polizist dazu, nochmals ein anderer. Der hielt mich zwar nicht fest wie den Dani, aber er ließ mich doch nicht gehen. Und er ließ sich die ganze Geschichte nochmals erzählen. Nach seiner Meinung war die Zielgegend eine der gefährlichsten in der Dominikanischen Republik, und es sei nicht zu verantworten, einen nicht einmal spanisch sprechenden Alten wie mich allein dort loszulassen. Er fragte mich, was ich da wolle. Als ich antwortete, bei einem Freund einen Kaffee trinken und ein Winterkostüm holen, lachte er und meinte, das gebe einen teuren Kaffee, hier bekäme ich ihn billiger, und ein Winterkostüm brauche es auch nicht… Der musste die Januar-Schweiz ja kennen!
Ich bat Toni, meine traurige Absage nach Boca Chica zu senden. Meinem Freund schrieb ich diese Zeilen. Sie sind so rührselig, dass sie wohl eine Geschichte ergeben. Indessen kam auch die Hotelsekretärin mit dem 2.000 Peso-Nötli in der Hand, sie hatte kein Wechselgeld gefunden und fast gleichzeitig, mit zwei Stunden Verspätung, tauchte der wieder freigelassene Dani auf und entschuldigte sich. So geht es, wenn man nicht spanisch kann.
Und Dir rufe ich zu: „musst halt den Kaffee heute alleine trinken, für Melissas Winterkostüm muss ich anderswo fündig werden, glückliche Reise nach Haïti, und pass dort auf dich auf!“