Der zentralamerikanische Staat Honduras versinkt in Gewalt. Nach dem jüngsten Bericht des UN-Büros für Drogen-und Verbrechensbekämpfung (UNODC) hat das an Guatemala, Nicaragua und El Salvador grenzende Land mit 82,1 Morde pro 100.000 Einwohner die weltweit höchste Mordrate. Die meisten der Tötungsdelikte resultieren aus Bandenkriegen oder als Abrechnung unter Drogenhändlern, die Hälfte der Ermordeten sind junge Männer.
Ermittlungen der Regierung ergaben, dass immer mehr Polizisten in die Verbrechen involviert sind. Präsident Porfirio Lobo entließ mehrere Polizeikommandanten, eine komplette Polizei-Einheit wurde demontiert. Gegen mehrere Beamte wurden Ermittlungen eingeleitet, während andere versetzt wurden. Inzwischen kontrolliert immer häufiger das Militär die Straßen, was zu einem deutlichen Rückgang der Verbrechen geführt hat.
Der Einsatz von Militär auf den Straßen hat in der Vergangenheit zu einer breiten Kritik in Lateinamerika geführt. In Mexiko, wo das Militär seit fünf Jahren gegen Drogenkartelle kämpft, hat sich die Gewalt nach Angaben von Kritikern verschlechtert. Angesichts der dokumentierten Fälle von Gewalt und Korruption innerhalb der Polizei in Honduras hat es allerdings wenig Widerstand gegen den Einsatz der Armee gegeben. Nach Angaben der Behörden ist die Operation ein voller Erfolg, seit Tagen gab es keine Morde in der Hauptstadt Tegucigalpa. In den gefährlichsten Stadtteilen wie El Infiernito oder Pequeño Infiernito blieben die Leichenhallen ungewöhnlich leer.
In der Hauptstadt hat sich das Straßenbild verändert. Die Armee hat Checkpoints eingerichtet, während die Kinder in geringer Entfernung bis nach Einbruch der Nacht spielen. „In dieser Gegend konnten die Menschen nicht mehr ihren regulären Geschäften nachgehen. Sie wurden ständig bedroht, für den Diebstahl eines Handys wurde ein Mord begangen“, erklärt Rafael Moreno, Oberst und Kommandeur des Stadtviertels.
Der Einsatz des Militärs wird allerdings nur von kurzer Dauer sein. „Unsere Soldaten bestimmen das Straßenbild nur vorübergehend. Diese Patrouillen sind laut unserer Verfassung nicht vorgesehen und haben deshalb einen temporären Charakter“, erklärt Sicherheitsminister Pompeyo Bonilla. Laut seinen Worten ist es oberste Priorität der Regierung, das Land vor korrupten Polizeibeamten zu befreien.
Experten bezeichnen die Sicherheitslage in Honduras als empfindlich. Polizisten kann keine direkte Verbindung zwischen Morden an Schülern oder Verbindungen zu Drogenhändlern nachgewiesen werden. Allerdings wird davon ausgegangen, dass Drogenkartelle die Polizei infiltriert haben. Für die Regierung ist es deshalb schwer zu wissen, wem man vertrauen kann. Ein Großteil der Bevölkerung glaubt, dass sich die Sicherheitslage seit dem Amtsantritt von Präsident Porfirio Lobo verschlechtert habe. Proteste gegen die Gewalt und Korruption bei der Polizei wächst.
Leider kein Kommentar vorhanden!