Die Regenkatastrophe vor einem Jahr hat in Venezuela Dutzende von Todesopfer gefordert, Tausende von Familien wurden obdachlos. Von den schwersten Regenfällen seit fünf Jahrzehnten waren 130.000 Menschen betroffen und mussten ihre Behausungen verlassen. Laut Worten der Regierung sollten 6.500 Menschen bis zu einem Monat in Hotels und Notunterkünften verbringen und danach ein „würdiges Zuhause“ erhalten. Nach Angaben der Nationalen Vereinigung der venezolanischen Hotels (Fenahoven) leben immer noch mehr als 2.600 Personen in Hotel- und Gaststättengewerbe zuzuordnenden Unternehmen.
Das Parlament von Venezuela hatte Präsident Hugo Chávez im Dezember 2010 für die kommenden 18 Monate Sonderrechte eingeräumt. Dieses Ermächtigungsgestz (Ley Habilitante) war nach Meinung des bolivarischen Führers notwendig, um die Folgen der Überschwemmungskatastrophe in den Griff zu bekommen. In medienwirksamen Aktionen wurden Obdachlose kurzzeitig in den Präsidenten-Palast einquartiert, wenige Wochen später wurden die Opfer sich sich selbst überlassen. „Ich sollte innerhalb kürzester Zeit eine Wohnung bekommen, sitze mit meiner Familie aber immer noch in einem Hotel“, klagt Roberto Gonzalo.
Inzwischen macht sich in der Hotelerie des Landes Unmut breit. Im Hotel Terminus, Calle de los Coteles in Caracas, leben 20 Familien und besetzen 25 der 33 Zimmer. „Wir leben in einem Gefängnis. Um neun Uhr nachts schließen sie die Tür und wir können das Haus bis fünf Uhr am Morgen nicht verlassen“, beschwert sich Anita Valdez. Die Besitzer der Hotels klagen darüber, dass die Regierung noch keinen einzigen Bolivar für ihre Logiergäste entrichtet hat.
„Wir haben nach fast einem Jahr noch kein Geld von der Regierung erhalten und sind der Versprechungen müde“, berichtet Alejandra, Leiterin vom Hotel Sur. In ihrem Hotel belegen die Opfer der Überschwemmungen 60 der 80 Zimmer. Nach Angaben von José Alberto Nuñez, Vize-Präsident Fenahoven, sind von den 10.000 verfügbaren Betten in Caracas 868 von Obdachlosen besetzt. Dadurch würden die Hotelbesitzer im Durchschnitt
250 Bolivar (58 US-Dollar) pro Tag verlieren. Laut Nuñez herrscht bei den Behörden seit Februar Stillschweigen, mehrere Anfragen blieben unbeantwortet. Inzwischen schätzt die Vereinigung der Hoteliers den entstandenen Schaden landesweit auf über 18 Millionen Dollar.
Leider kein Kommentar vorhanden!