Sonntag, 31.Januar. Ich stecke immer noch in Santo Domingo. Dies seit nun gut einer Woche. Ich kenne das Hotelzimmer auswendig. Und den Zugang zum e-Mail. Wo mich ungeduldige Freunde immer dasselbe fragen, wann ich denn komme – das würde ich selbst gern wissen.
Es wäre zu einfach, wenn alles so laufen würde wie geplant. Wir warten indessen nicht nur auf Platz in einem Flugzeug, soeben hat auch Melissa telefoniert, auch in keinem Bus mehr Platz, für längere Zeit. Ich habe ihr geraten, das bezahlte Retourticket in der Tasche zu vergessen und mit dem erstbesten Taptap oder einer anderen Fahrgelegenheit loszuziehen, vielleicht bleibt noch eine Möglichkeit per Anhalter.
Noch schlimmer, sie habe nur sehr wenig Geld bekommen, die ganze Übung war also für die Katz, und wir müssen versuchen, den Rest aus Darlehen und per Kreditkarte zu bestreiten. Die Regierung habe die Auszahlung größerer Beträge verboten. Glauben die, sie könnten so den Exodus bremsen, oder die Geldströme von auswärtsgerichtet nach einwärts umlenken, oder will die Bank lieber an den Zinsen verdienen als Beträge auszahlen? Auch schon gehabt, während des Militärputschs von „General“ Cédras in den 90er-Jahren und dem anschließenden Embargo.
Kein Geld, kein Platz, also war alles für die Katz, die Loas wollen mich nicht freigeben. Nach Wikipedia sollen sie „in der Lage sein, denen, die sie verehren, fast jeden Wunsch zu erfüllen“. Bleibt nur die Möglichkeit, dass ich zu wenig glaube, entweder an die Loas, oder an Wikipedia. Doch man suche, wie es meine Art ist, an jeder Situation den Vorteil, die Sonnenseite. Also, vielleicht wollen mich die Loas vor dem Sturmtief Caliban schützen, das gerade in Europa wütet.
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