Vor unserem Grundstück am Strand hatten wir einen Katamaran an einer Palme festgebunden. Mein Sohn wollte mit seinen Freunden damit unbedingt eine Segeltour machen. Keiner von ihnen hatte jedoch Erfahrung mit solch einem Gefährt. Erschwerend kam hinzu, dass das Meer auf der Atlantikseite, an der unser Grundstück sich befand, meist stürmisch war. Nun war der Urlaub fast vorbei, und die Jungs hatten für ihre Segeltour noch keine günstige Gelegenheit gefunden. Ihr letzter Ferientag war angebrochen, und jetzt wollten sie es wagen. Also setzten sie Segel, schoben den Kat ins Wasser, und schwangen sich darauf. Jedoch bereits nach ein paar Sekunden war die Segelpartie abrupt zu Ende. Der erste große Wellenbrecher erwischte sie frontal. Der Katamaran ging am Bug senkrecht hoch, was zur Konsequenz hatte, dass sich hinten das Ruder in den Sand bohrte und brach. Die Jungs brachten sich allesamt mit einem gewagten Sprung ins Wasser in Sicherheit. Dies war die lange Geschichte der kurzen Segeltour mit dem Katamaran.
Da es nicht möglich war, in Tobago Ersatz für das zerbrochene Ruder zu bekommen, versprach unser Sohn, in Deutschland Ersatz zu beschaffen, und beim nächsten Besuch mitzubringen. So lag der Katamaran nun eben angebunden an einer Palme am Strand.
Eines Tages, als mein Mann Joe mit dem Auto auf der Küstenstraße nach Hause fuhr, bemerkte er, dass der Kat sich etwas gelockert hatte, und dadurch auf den Wellen hin und her geworfen wurde. Also hielt er dort an, um den Katamaran an Land zu ziehen. Da dies nur eine kurze Aktion war, und er sich ja nur ein paar Meter vom Auto entfernte, ließ er bequemer weise den Autoschlüssel stecken. Diesen kurzen Moment jedoch nutzte Julian, ein Fischer sofort aus. Er bewohnte dort am Strand eine Hütte, und hatte vermutlich die Gunst der Stunde vom Fenster aus erkannt. Als Joe mit seiner Arbeit fertig war und zum Auto zurückkehrte, bemerkte er den Verlust des Schlüssels. Ein Nachbarskind erzählte, was es beobachtet hatte, nämlich dass Julian den Schlüssel weggenommen hatte. Natürlich öffnete niemand, als er zu dessen Haus ging und klopfte. Er ließ durch Nachbarn ausrichten, er gäbe ihm bis zum Mittag Zeit, den Schlüssel zurück zu bringen, andernfalls würde er zur Polizei gehen. Das Schlimme war, dass an dem besagten Schlüsselbund auch sämtliche Hausschlüssel befestigt waren. Am Nachmittag benachrichtigte mein Mann dann die Polizei, die auch kurz danach eintraf, und bei der Fischerhütte anklopfte. Als Julian die Polizei bemerkte, flüchtete er hinten durch seinen Garten in den Busch. Die Polizisten, die ihn durch den Garten verfolgten, entdeckten dort ein wunderschön angelegtes Beet mit Cannabis Pflanzen. Nur vom Fischer entdeckten sie nichts mehr. Er tauchte danach erst mal so schnell nicht mehr auf, denn er wusste ganz genau, dass auf Anbau von Drogen eine Haftstrafe stand. Wahrscheinlich wollte er sich eine Zeit lang verstecken, bis die Sache ein wenig in Vergessenheit geraten war.
Unser Schlüsselbund blieb also verschwunden. Wir mussten deshalb alle Schlösser im Haus austauschen, um uns vor unerwünschtem Besuch zu schützen.
Die Aktion Schlösserwechsel haben wir im Übrigen des Öfteren durchgeführt. Einmal hatten wir Gäste, ein junges Paar, welches zwei Wochen bei uns wohnte. Eines Abends kehrten sie erst nach Einbruch der Dunkelheit von einer Strandtour zurück, und zwar ohne ihren Mietwagen und ohne ihre Kleidung, nur in Badesachen und einem umgehängten Handtuch. Zerknirscht erzählten sie uns was passiert war. Sie waren zu einer einsamen Bucht gefahren, in der sich ein wunderschönes Riff befand. Da sie sich vor Diebstählen schützen wollten, sperrten sie alles im Auto ein bevor sie schnorcheln gingen. Den Autoschlüssel vergruben sie danach im Sand unter ihrem Handtuch. Diesen Trick kannten natürlich auch die Einheimischen. Als sie aus dem Wasser zurückkamen war der Autoschlüssel, an dem auch der zu unserem Haus dran war, verschwunden. Das Problem war nun für die Beiden, ohne Auto und ohne Geld von dort wieder weg zu kommen. Also stellten sie sich in Badesachen an die Straße und stoppten ein Auto, welches sie zur nächsten Polizeistation brachte. Dort erstatteten sie Anzeige, und erhielten sogar freundlicherweise Geld für den Bus, um nach Hause fahren zu können.
Um uns zu schützen, mussten wir schon wieder die Schlösser austauschen.
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