Auch 2011 haben die Menschen in Venezuela unter einer der weltweit höchsten Inflationsraten leben müssen. Wie die venezolanische Zentralbank am Donnerstag mitteilte, lag die Teuerungsrate in den vergangenen 12 Monaten bei 27,6 Prozent. Lediglich in Äthiopien wurde zuletzt mit 31,5 Prozent eine höhere Inflation gemessen worden.
Die „Banco Central de Venezuela“ verweist in ihrem Bericht allerdings auch auf eine „generell sinkende Tendenz“ im vierten Quartal 2011. Das Bruttoinlandsprodukt habe zudem im Gesamtjahr um 4 Prozent zulegen können und lag damit um das Doppelte über den Erwartungen der Regierung. Diese hatte der Rezession zu Beginn des letzten Jahres den Kampf angesagt, nachdem die Wirtschaft im Jahr 2010 einen Rückgang von 1,5 Prozent hinnehmen musste. Damals stiegen die Verbraucherpreise binnen eines Jahres um ein fast identisches Niveau von 27,2 Prozent.
Für die Menschen im Land des „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ sind damit trotz allem die Lebenshaltungskosten in den vergangenen 24 Monaten um über 50 Prozent gestiegen. Analysten machen die zunehmende Verstaatlichungswelle der Chávez-Regierung für die Verknappungen zahlreicher Güter und die dadurch ausgelösten Preissteigerungen verantwortlich. Ohne die Erdölexporte sei Venezuela mit dieser Politik keinesfalls mehr überlebensfähig. Schon heute leidet das Land unter einer zunehmenden Verarmung und einer der höchsten Kriminalitätsraten der Welt. Dabei ist das Land derzeit größter Erdölexporteur Lateinamerikas, die Einnahmen stellen allerdings zur Hälfte den Staatsetat.
Die angegebenen 27,2% decken sich bei weitem nicht mit der tatsächlichen Teuerungsrate. Die dürfte deutlich höher liegen, denn kaum jemand in Venezuela erhöht Preise um etwa 5 oder 10%, sondern stets um 30-50% auf einen Schlag, und das nicht nur einmal im Jahr.
Etwas Geld kann man natürlich einsparen durch Artikel, die es schlicht nicht mehr gibt und die nicht so einfach durch Alternativen zu ersetzen sind. So gab es bei uns in 2011 für rund 10 Monate keinen 100% reinen Orangensaft (mit Wasser verdünnte Säfte kauf ich nicht) und gerade war für 3 Wochen kein Kaffee auftreibbar. Dafür ist einheimisches Mineralwasser mit Kohlensäure (Minalba) im Supermarkt fast zehn mal teurer als in Deutschland, den offiziellen Wechselkurs zugrunde gelegt.
Und auch die Mieten steigen nicht mehr, da H.C sie festgeschrieben hat. Wer in einem Mietverhältnis lebt, geht da nicht mehr raus, bis die Hütte mangels Wartung zusammenbricht. Vermieter zu sein ist zum Verhängnis geworden.
Neulich bin ich an einem Militärposten vorbeigefahren, über dessen Tor geschrieben Stand „PATRIA, SOCIALISMO, VIVIREMOS!“. Das von Hugo Chávez verordnete „MUERTE“ haben die tapferen Soldaten also schon durch „VIVIREMOS“ ersetzt. Mal sehen, wann auch der „SOCIALISMO“ etwas Lebensfreundlicherem zum Opfer fällt!