Die Menschen in Mexiko sind am Dienstag vom schwersten Erdbeben seit 1985 überrascht worden. Die Erdstösse mit einer Stärke von 7,4 auf der Richter-Skala in der Nähe von Acapulco beschädigten Häuser, zerstörten Brücken und versetzten die Bevölkerung in den betroffenen Regionen in Panik. Tausende Menschen rannten auf Strassen und Plätze, Telefonverbindungen waren unterbrochen, aus Angst vor Nachbeben kehrten viele über Stunden nicht in ihre Wohnungen zurück. Auch in der über 300 Kilometer entfernten Hauptstadt Mexiko-City waren die massiven Erdstösse zu spüren – und hinterliessen Schäden.
Die deutsche Journalistin und Herausgeberin der Deutschen Mexiko-Zeitung, Herdis Lüke, lebt und arbeitet in Mexiko-City und hat das Beben direkt miterlebt. Im exklusiven Interview mit agência latina press berichtet Sie von ihren Eindrücken, den Maßnahmen der Behörden und den möglichen Einflüssen auf den Tourismus im Süden des Landes.
Frau Lüke, Sie leben in Mexiko-City. Wie haben Sie das Erdbeben erlebt?
Ich lebe im 5. Stock eines drei Jahre alten Wohnhauses in einem Stadtteil, der anfällig ist. Unser Wohnhaus ist erdbebensicher gebaut – das heißt also, dass es schon schwankt, wenn nur ein LKW vorbeifährt. Das Erdbeben ist natürlich wesentlich schlimmer zu spüren, das Haus ist hin- und hergeschwankt, mir ist dabei gar nicht gut gewesen.
Können Sie die Schäden abschätzen, die sich im Großraum der Hauptstadt ergeben haben?
Nach den ersten Einschätzungen durch den Katastrophenschutz hat es keine wirklich großen Schäden gegeben. Im Historischen Zentrum gibt es Gebäudeschäden (Risse in den Mauern) und in einigen anderen Stadtteilen bei Häusern, die vor 1985, aber nach 1950 gebaut wurden. Diese Häuser sind „strukturschwach“, sind also nicht nach erdbebensicheren Techniken gebaut. Das heißt: dünne Bauträger, dünne Wände, Beton mit zuviel Sand gemischt. Dies war ja auch die „fatale“ Mischung, die 1985 so viele Häuser haben einkrachen lassen. Viele der Häuser sind damals nachgerüstet worden, aber die Grundstruktur ist halt nicht eben wirklich sicher.
Es ist im Stadtteil Aztcapotzalco eine Fußgängerbrücke eingestürzt, auf einen Microbus gekracht, der aber leer war. Der Chauffer sei verletzt worden, hieß es zuerst, danach hieß es, es habe keine Verletzten gegeben. Auf der großen Ausfallstraße Av. Ignacio Zaragoza wurde eine Fußgängerbrücke vorsichtshalber gesperrt, weil sie bei dem Erdbeben Schäden an der Struktur (Statik) erlitt. Leider sind in Mexiko-Stadt zahlreiche Fußgängerbrücken in ziemlich desolatem Zustand. Ein Wunder, dass nicht mehr passiert ist.
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