Vergewaltigung und Ermordung von Frauen war eines der bedeutendes Genozidverbrechen im Bürgerkrieg in Guatemala. Bei dem Versuch dem Völkermord während des bewaffneten Konflikts (1960-1996) zu entkommen, starben Tausende Indigene und Kinder in den Bergen vor Hunger und Kälte. In Teilen des Landes ist das Vertrauen insbesondere der indianischen Bevölkerung in das staatliche Rechtssystem so gestört, dass es immer noch zu Fällen von Selbstjustiz kommt.
In Guatemala herrschte ab 1960 ein Bürgerkrieg, der erst 1996 durch die Unterzeichnung eines Friedensvertrages formell für beendet erklärt wurde. Der Krieg hatte bis zu diesem Zeitpunkt rund 250.000 Menschen das Leben gekostet und über eine Million Flüchtlinge geschaffen. Besonders durch General Efrain Ríos Montt bekam die Bekämpfung der indigenen Bevölkerung durch die Diktatur Züge eines Genozids. Ganze Landstriche wurden flächendeckend bombardiert.
José Suasnavar, stellvertretender Direktor des guatemaltekischen Zentrums für forensische Analyse und angewandte Wissenschaften (FAFG), bezeichnete in einem am Samstag (12.) von der lateinamerikanischen Fakultät für Sozialwissenschaften (FLACSO) veröffentlichten Bericht den Völkermord an der Urbevölkerung und den Kindern als „das traurigste“, was er je gesehen habe.
Der Anthropologe bezieht sich dabei besonders auf die Region Ixil in der nordwestlichen Provinz Quiché. Seit fünf Jahren konzentrieren sich die Untersuchungen der FAFG auf dieses von Massengräbern durchzogenen Gebietes. Das Institut ist verantwortlich für die Durchführung von Exhumierungen der meist anonymen Friedhöfe, in denen bisher mehr als 6.000 Skelette und Knochenfragmente entdeckt wurden.
„Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass viele Menschen auf der Flucht an Kälte und Hunger gestorben sind. Wir haben die Skelette von 500 bis 600 Indigenen, meist Kinder, gefunden. Die Bevölkerung schuf kleine Friedhöfe und nur die Angehörigen der Opfer wissen, dass ihre Liebsten dort begraben wurden. Die Verstorbenen waren krank, litten an Hunger und starben langsam“, so Suasnavar.
Drei pensionierte Generäle, darunter der ehemalige Staatschef de facto José Efraín Ríos Montt (1982-1983), werden in Guatemala wegen Völkermordes strafrechtlich verfolgt. Ihm und den Kommandeuren José Rodríguez und Mario López werden 1.771 Kriegsverbrechen zugeschrieben, zusätzlich die Vergewaltigung von 1.485 Frauen. Gegen Montt wurde am 26. Januar 2012 in Guatemala-Stadt wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein Verfahren eröffnet. Durch eine Reihe von Klagen versuchen die drei hochrangigen Militärs einen Prozess zu verhindern. Ríos Montt steht seit dem vergangenen Januar unter Hausarrest, Rodríguez und López wurden im Jahr 2011 verhaftet und befinden sich krankheitsbedingt in einem Lazarett.
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