Wieder zurück in Deutschland sorgte mein ehemaliger Chef glücklicherweise dafür, dass ich meine frühere Arbeit gleich wieder bekam. Mein übriges Leben habe ich mir mit Hilfe meiner Kinder und vieler Freunde so nach und nach wieder eingerichtet. Die Anfangszeit war sehr hart, denn ich hatte gar nichts mehr. Keine Wohnung, kein Auto, keine Möbel, ja nicht einmal mehr warme Kleidung. Aber die Zeit in Tobago hatte mich geprägt und zum Kämpfer gemacht
Ein paar Monate nach meiner Rückkehr kam auch mein Mann zurück nach Deutschland. Er war deportiert worden, nachdem seine Aufenthaltsgenehmigung nicht mehr verlängert worden war. Ich holte ihn vom Flughafen ab und half ihm auch, wieder Fuß zu fassen. Danach trennten sich unsere Wege.
Zirka ein Jahr nach meiner Rückkehr flog ich zum ersten mal wieder nach Tobago und verbrachte mit ein paar Freunden meinen Urlaub auf der Insel. Es war erschreckend, unser einst so schönes Haus derart vergammelt, zerstört und ausgeraubt vorzufinden. Ich musste feststellen, dass unser Auto in der Zwischenzeit gestohlen worden war, ebenso der halbe Hausrat. Auch fehlten teilweise die Wände und das komplette Dach des Pferdestalls. Deshalb traf ich mich mit einigen Maklern, die ich beauftragte, unser Haus so schnell es möglich war zu verkaufen. Mehr konnte ich momentan nicht tun.
Nach zweijährigem zähen Kampf war es endlich so weit, dass die Pferde nach Deutschland zurückkamen. Nachdem sie in Texas in Quarantäne gewesen waren wurden sie nach Holland geflogen. Von dort aus brachten wir sie zu ihrem früheren Offenstall im Elsaß. Der Pferderücktransport hatte viel Zeit in Anspruch genommen und war mit sehr großen Problemen und Kosten verbunden. Mal wurden die Pferde auf Tobago gestohlen und waren einfach verschwunden, sodass ich kurzerhand einen Flug buchen musste, um die Pferde zu suchen, und mit der Polizei zurück zu holen. Ein anderes mal war für die Fähre anscheinend kein Ticket für die Tiere zu bekommen, weshalb der Flieger ohne die Pferde in die Staaten flog. Dann wieder war anscheinend eines der Tiere aus tierärztlicher Sicht nicht transportfähig.
Als ich aus Tobago die Botschaft erhielt, dass Lucky, das Pferd meines Mannes, verschwunden sei, flog ich einmal mehr nach Tobago um es zu suchen. Dort angekommen bekam ich die abenteuerlichsten Geschichten zu hören. Jeder wusste mir über den Verbleib des Pferdes etwas zu berichten, doch im Grunde wusste keiner was. All diese Hinweise führten mich jedoch zu einer Privatschule. Dort fand ich Lucky dann auch tatsächlich. Er stand zusammen mit einem anderen Pferd auf der Wiese eines großen Schulgartens. Zu meiner Erleichterung ging es ihm gut. Auf dem Schulprogramm stand unter anderem Reitunterricht. Die Schulleitung ließ gegen ein Entgelt ihre Privatschüler auf den beiden Pferden reiten. Als ich dort vorsprach, hatte ich jedoch keine Chance, mein Pferd wieder zu bekommen, obwohl dieses Pferd von unserem Grundstück, wo es auf der Koppel gestanden hatte, gestohlen worden war. Da mir als Ausländerin sowieso nicht geglaubt wurde, rief ich in meiner Not Rocky, den Mann, der seinerzeit den Pferdetransport durchgeführt hatte, an. Wenn überhaupt jemand, so dachte ich, konnte er mir helfen, Lucky zurück zu bekommen.
Rocky kam auch sofort aus Trinidad angeflogen, in Begleitung einer Freundin. Er mietete sich ein Auto und einen Pferdeanhänger, und fuhr mit mir direkt zu der Schule. Nach zähen Verhandlungen, und nachdem Rocky der Schulleitung mit der Polizei gedroht hatte, gaben sie auf. Allerdings musste ich, um Lucky mitnehmen zu dürfen, einen beträchtlichen Geldbetrag für Futterkosten zahlen. Und das, obwohl er nur das Gras auf der Wiese gefressen hatte, und sie mit meinem Pferd Geld verdient hatten. Ich bezahlte wieder einmal zähneknirschend, danach durften wir Lucky in den Hänger bringen und mit ihm weg fahren.
Ich hatte aber auch noch für Rocky’s Unkosten aufzukommen. Da war zum einen der Flug, auch der seiner Freundin, die Miete für sein Auto, den Hänger, und zu guter letzt auch noch ein Doppelzimmer in einem sehr guten Hotel direkt am Meer, in das er sich mit seiner Begleitung gleich für drei Tage eingemietet hatte. Er war ein ausgekochtes Schlitzohr, nicht besser als die anderen, aber eben mit sehr wertvollen Beziehungen.
Und nun hatte es endlich geklappt, dass meine Pferde wieder zurück waren. Ich konnte das Versprechen einlösen, welches ich mir selbst gegeben hatte. Die lange Odyssee der Tiere war zu Ende.
Leider kein Kommentar vorhanden!