Aber man geht schon vom schlimmsten Fall aus, dass es zu gewalttätigen Zusammenstössen kommen könnte? Das Auswärtige Amt hat ja ein aktuelle Reisewarnung herausgegeben.
Ich würde meinen Job nicht richtig machen, wenn wir nicht alle Eventualitäten bedenken würden. Wir müssen uns also darauf vorbereiten – ich war lange Leiter des Krisenstabes im Auswärtigen Amt – dass es doch zu Zusammenstössen kommt. Am Tag der deutschen Einheit haben wir ja nochmal an alle Deutschen im Land appelliert, unsere Hinweise zu beachten. Wir haben auch eine Mailingliste, wo wir Sicherheitshinweise und Verhaltenstipps für den Wahltag verschickt haben.
Ich will jetzt auch nicht übertreiben, aber es ist einfach vernünftig, sich auf eventuelle Unruhen einzustellen. Aber die müssen nicht unbedingt stattfinden und ich erwarte sie eigentlich auch nicht. Aber falls es dazu kommt, ist auch die Aufgabe der Botschaft, hier Vorsorge zu treffen.
Schauen wir mal auf die Zeit nach der Wahl. Venezuela ist nun Vollmitglied im Mercosur und federführend in anderen Bündnissen wie der ALBA. Sie haben Eingangs gesagt, die Handelsbeziehungen könnten verbessert werden. Was muss sich konkret ändern?
Eines muss sich unbedingt ändern, und dies ist die Sicherheit. Darunter leiden Chavisten als auch Opposition gleichermassen. Ich glaube, ganz gleich wer gewinnt, er muss die Sicherheitssituation als ganz dringendes Thema anpacken. Die andere Frage ist die Rechtssicherheit im Land, da müssen Fortschritte gemacht werden. Auch Rechte müssen besser eingefordert werden können. Die Regierung gesteht auch ein, dass es dort Defizite gibt. Ich bin kein Botschafter, der sich in seinem Büro versteckt, ich werde es dann schon auch ansprechen ohne mich in die inneren Angelegenheiten einzumischen. Die Venezolaner müssen dies schon alles selbst entscheiden, aber ich kann doch Hinweise und Empfehlungen geben, wie aus unserer Sicht die Beziehungen noch weiter verbessert werden könnten.
Sie waren von 1992 bis 1995 in Nicaragua, wie würden sie grob beide Länder in Hinblick auf Gewalt und Korruption miteinander vergleichen?
Nun, dies ist zwanzig Jahre her und lässt sich schwer mit der heutigen Situation vergleichen. Nicaragua war ein sehr schwieriges Land durch den langen Bürgerkrieg mit vielen Toten und ein Land ohne Ölvorkommen. Da gibt es also viele Dinge, die in Venezuela ganz anders sind.
Aber es stimmt schon, es gibt Herausforderungen, die dem Umfeld hier entspringen und die anders angegangen werden, wie wir es in Europa kennen. Aber das ist halt der lateinamerikanische Kontinent, da benötigt man vermutlich eine Herangehensweise, die auf den Kontinent zugeschnitten ist.
Eine ganz spannende Frage ist: „Was ist gut für Venezuela? Was hat das venezolanische Volk verdient?“ Können Sie dies für unsere Leser kurz und prägnant beantworten?
Es hat verdient, dass die Menschen in Sicherheit ihrer Arbeit nachgehen können. Die Sicherheit ist momentan Thema Nummer 1. Wenn die Sicherheitslage verbessert ist, dann kann man auch vieles andere regeln. Und dass die Polarisierung nachlässt und es eine „Reconciliación“ (Versöhnung) zwischen den beiden Seiten gibt.
lieber Herr Botschafter, Venezuelas Präsident muss gar nix…!… Und falls er – was ich als äußerst unwahrscheinlich halte – nochmals gewählt wird, dann können wir hier eh die Koffer packen.
an die redaktion, an herrn lang : mein in jeder form korrekter kommentar zum thema suggestivfrage und journalsitische ethik … hat ihnen wohl nicht gefallen und daher wurde er nicht freigeschaltet !!!
das eben macht latinapress aus, kämpft für meinungsfreiheit und gestattet sie nicht jedem ihrer leser …