Ein Programm über Schlemmen und Schlürfen im Lande des Hungers ist wohl paradox, und doch gehören nicht nur die feinen Tragarten auf dem Kopf, die mehrstöckigen Geschirrtürmchen zum Zutragen der Nahrung mit ihren Gängen und die liebe- und fantasievolle Zubereitung mit Blättern und Zutaten, Gewürzen und bunten Aufmachungen ebenso dazu wie die Kletterkünste auf geeignete Bäume, es gibt wohl nichts das es nicht gibt. Nur Ungeduld gehört sich nicht, Überraschungen haben ihren „Preis“, das Ergebnis ist Freude und Lust.
Schlemmen und Schlürfen können hängt je nach Landen nicht nur von der Qualität und Quantität der Nahrung ab, sondern auch von den Ansprüchen des Geniessers. Und die sind bescheiden in diesem Land. Du erkennst deutlich, wie Kinder und Erwachsene hier selbst einen Schluck Wasser, ja jede Ess- und Tranksame sichtlich auskosten.
Schlemmern und Schlürfen können hängt auch von den Ansprüchen an das Umfeld ab, die Art der Präsentation, zum Beispiel in einem Glas oder Kartonbecher, in einem Blech- oder lieber Porzellanteller, mit einem eigenen Besteck oder nur „von Hand“. Wobei auch bei den Händen Unterschiede bestehen, ich meine nicht in der Hautfarbe, sondern bei der Sauberkeit. Und etwa Eiscrème oder Reis lassen sich weniger gut „von Hand“ kosten als die meisten Früchte.
Ein Schweizer Besuch hat uns vor einiger Zeit mit Fonduegeschenken überrascht, davon hat ein Paket bis gestern überdauert. Als Brennstoff musste eine Lichtpaste dienen, denn wohl wegen der heutigen Flugvorschriften sind die „bei uns“ üblichen Brennstoffe unüblich geworden. Auch ein geeignetes Brot liess sich schliesslich beschaffen. Ein Erlebnis für sich waren die Kinder, die in Einerkolonne warteten und alle auch versuchen wollten. Das gab natürlich Mengenprobleme, und dass sie scharf schienen auf Alkohol trieb mir Sorgenfalten auf die Stirn. Beim Weisswein ging das ja noch an, der stammte ohnehin aus Chile und prickelte nicht wie seinerzeit der vom Lac Léman, aber ich hätte es schon gern recht gemacht und erinnerte mich an den „Coup de Milieu“, wie ich ihn im Schweizer Jura einst gelernt hatte. Also erstanden wir ausnahmsweise vorgängig im Super Market eine Flasche guten Kirsch und wollten die jetzt öffnen, für einen „Coup de Milieu“ hätte ja ein Fingerhut voll gereicht. Aber die Rechnung war ohne den Wirt gemacht, die Flasche war leer. Ob es die diebische Säuferin die Dienstmagd oder sogar ein Kind gewesen war, liess sich nicht mehr feststellen, denn niemand war bettlägerig oder fehlte sogar.
Nicht genug des Schrecks, wir hatten ein Set von sechs Gabeln. Als eines der Kinder seine Finger in die brutzelnde Käseschmelze eintauchen wollte um seine Ration rauszufischen, gelang es mir im letzten Moment das Vorhaben zu stoppen und den Gebrauch der Gabeln vorzuführen. Wie ist doch alles bei den „Schlaraffen“ kompliziert!
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