Die seit mehreren Wochen anhaltende intensive vulkanische Aktivität des im peruanischen Colca-Tal liegenden Stratovulkans Sabancaya hat zu einer permanenten Überwachung des in der Pre-eruptiven Phase befindlichen 5.976 Meter hohen Kolosses geführt. Spezialisten des seismologischen Instituts in Lima zeichnen täglich bis zu 500 Erdbeben kleiner und mittlerer Intensität auf, die Experten sprechen von einer millimetergenauen Überwachung.
Der Sabancaya hat seine intensive seismische Aktivität und Exhalationen (Dampfaustritte) nicht eingestellt. Der als „komplizierter Patient“ bezeichnete Koloss wird vom Institut für Geologie, Bergbau und Metallurgie (Ingemmet) rund um die Uhr mit allen zur Verfügung stehenden Messgeräten überwacht. Etwa 10 Kilometer vom Vulkan entfernt wurde nun eine neue Messstation eingerichtet, die täglich von einer Gruppe von Journalisten umlagert ist.
„Wir messen permanent die Temperatur, zeichnen Erdbeben auf und beobachten die Fumarole“, erklärt der Vulkanologe Domingo Ramos. Fumarolen entstehen, wenn sich in der Tiefe nur wenig Wasser befindet. Durch den fehlenden Druck wird das Wasser vor seinem Austritt vollständig in Dampf umgewandelt. Die werden durch die Temperatur und Art der Gase, die aus ihnen austreten, klassifiziert. Die Temperaturen der Gase können zwischen 200 °C und 800 °C liegen.
Ramos weist darauf hin, dass der am stärksten aktive Vulkan in Peru Teil einer 20 Kilometer langen Nord-Süd-Kette aus drei großen Stratovulkanen ist. Am nördlichen Ende findet sich der erloschene 6.025 Meter hohe „Nevado Hualca Hualca“, am südlichen Ende der ruhende 6.288 Meter hohe „Nevado Ampato“ und in der Mitte der „Sabancaya“.
„Der Ampato ist der ältere Bruder vom Sabancaya und beide Vulkane befinden sich im selben Komplex. Dieser bildete sich vor mehr als 400.000 Jahren. Der Ampato brach zuerst aus und wir haben auch Menschenopfer gefunden, mit der frühere Generationen den Zorn des Berges besänftigen wollten“, so der Wissenschaftler.
Den Sabancaya bezeichnete er als „sehr jungen“ Vulkan. Seine Eruptionen datieren auf eine Zeitspanne von vor 10.000 Jahren – eine in der Geologie sehr kurze Zeit. Auf dem Gipfel des Vulkans sind dunkle Flecken zu sehen: Überreste von Kuppeln erstarrter Lava. Vor dem Hauptkrater befindet sich eine mehr als sechs Meter hoche Lavawand, die sich über mehrere Kilometer erstreckt. Ramos stellt fest, dass die neuesten Eruptionen aus dem achtzehnten Jahrhundert, dem neunzehnten und von 1987 datieren.
Bei einem neuerlichen und heftigen Ausbruch sieht es der Experte als sehr wahrscheinlich an, dass sich ein weiterer Krater „irgendwo“ am Vulkan öffnet. Eine große Gefahr durch Lavaaustritt sieht er hingegen nicht und verweist auf die Viskosität des eruptierten Magmas, welche in dieser Region nur ein zähflüssiges Förderprodukt zulasse. Einen großen Schaden prognostiziert er allerdings für Tiere und die Landwirtschaft (Ascheausstoss).
Aktuell (25. März 2013) schüttelt sich der „Sabancaya“ fast alle vier Minuten. Die an fünf Punkten und in einer Entfernung von bis zu zwei Kilometer installierten seismischen Sensoren erfassen zwischen 300 und 500 Mikrobewegungen pro Tag. Ramos betont, dass vor dieser kritischen Phase die durchschnittliche Erdbebenzahl bei 150 pro Tag lag. In den letzten Tagen haben die Geologen zusätzlich mehrere Prismen direkt am Vulkan platziert, die eine nur millimetergeringe Oberflächenbewegung des Vulkans registrieren.
Ein weiterer wichtiger Indikator für einen bevorstehenden Ausbruch sind die Fumarolen. Diese weisen am Sabancaya „normalerweise“ eine Höhe von rund 10 Metern auf, stiegen in den letzten Wochen allerdings bis auf über 400 Meter an. In zehn Tagen wollen die Forscher zum Kraterrand aufsteigen und die chemische Zusammensetzung der aufsteigenden Gase ermitteln. Eine ungewöhnliche Beobachtung wurde bereits am letzten Freitag registriert. Aus den normalerweise kristallklaren und warmen Quellen von „La Calera“ sprudelte trübes und graues Wasser, was auf eine verstärkte Erdbebenaktivität hinweist.
Die Bewohner in der Dörfern des Colca-Tals ( Maca, Pinchollo, Achoma, Madrigal und Lari) sind von einem möglichen Ausbruch direkt betroffen. Ein Team von Wissenschaftlern besuchte die Bewohner und sensibilisierte sie über eine mögliche Gefahr.
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