Venezuela: Erdölreichstes Land der Welt in der Dauerkrise

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Datum: 12. Mai 2013
Uhrzeit: 11:39 Uhr
Leserecho: 6 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Schuld haben immer die anderen

Im südamerikanischen Land Venezuela herrscht Krisenstimmung. Nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen vom 14. April spricht die Opposition von Wahlfälschung und erkennt Nicolás Maduro nicht als legitimen Präsidenten an. Zusätzlich leidet das erdölreichste Land der Welt an einer Nahrungsmittelknappheit. Wie in Venezuela üblich, wälzt die linksgerichtete Regierung ihr eigenes Unvermögen und die jahrzehntelange Misswirtschaft auf andere ab und beschuldigt die Industrie der Sabotage. Die wirtschaftliche Situation im Land bleibt unter Hochspannung.

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Die Nahrungsmittelknappheit verschärft sich durch den Mangel an Medikamenten in den meisten Apotheken in Venezuela. Laut lokalen Medien finden immer weniger Menschen selbst grundlegende Medikamente wie Schlafmittel und Arzneimittel gegen Bluthochdruck nicht mehr vor. Die Situation ist bei weitem nicht neu, hat sich in den letzten Monaten allerdings dramatisch verschärft.

„Es ist das tägliche Brot. Es wird immer schrecklicher und es gibt keine Abhilfe“, beklagt sich der 72-jährige Hector Mendoza. Der Rentner leidet an chronisch thromboembolischer pulmonaler Hypertonie (Lungenhochdruck) und bekommt in den Apotheken seit Wochen keine Medikamente.

Die Laboratorien argumentieren, dass sie trotz anderslautender Angaben der Regierung keinen Zugang zu Devisen erhalten und internationale Lieferanten nicht mehr bezahlen können. „Wenn wir eine dementsprechende Anfrage an die Regierung stellen können wir mit einer durchschnittlichen Wartezeit von 180 Tagen rechnen“, erklärt Engel Marquez, Vizepräsident der nationalen Kammer der Pharmaindustrie. Als weiteres Problem bezeichnet er das „Einfrieren“ von rund 1.400 Medikamenten. Die Verkaufspreise für diese Arzneimittel wurden seit dem Jahr 2003 nicht angepasst.

Zusätzlich zu den Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Heilmitteln finden die Venezolaner immer weniger Grundnahrungsmittel in den Regalen der Supermärkte vor. Als Reaktion darauf hat Nicolás Maduro bei seiner Reise durch Uruguay, Argentinien und Brasilien 700.000 Tonnen Nahrungsmittel aus den Mercosur-Ländern geordert. Dies wird von den Experten als falsche Reaktion bezeichnet, da das bestehende Problem nur kurzfristig gelöst wird. Investitionen in die Nahrungsmittelproduktion wurden in den letzten 14 Jahren nicht getätigt, Milliarden von US-Dollar wurden an „befreundete“ Staaten verschenkt oder in Waffenkäufe aus Russland und China investiert.

Allerdings besteht die Regierung darauf , dass die Situation in beiden Fällen durch „skrupellose Arbeitgeber“ verursacht wird. Ziel der Anschuldigungen ist einmal mehr der Lebensmittelproduzent Empresas Polar. Der größte private Konzern des Landes produziert unter anderem das Maismehl, mit dem die Venezolaner ihre Arepas backen, die beliebten Maisfladen, die sie zum Frühstück und als Beilage zu jeder Mahlzeit verzehren. Auf den vielen Fiestas darf ebenfalls das Polar-Bier nicht fehlen. Mit einem Anteil von über 50 Prozent ist die Marke mit Abstand Spitzenreiter.

Der kapitalistische Musterkonzern war bereits dem verstorbenen Hugo Chávez ein Dorn im Auge, störte er doch den Umbau der Wirtschaft nach dem Modell Kubas. Auf dem Weg zur Plan/Staatswirtschaft wurden bereits unter fadenscheinigsten Behauptungen etliche Schlüsselsektoren enteignet. Offiziell wirft Maduro genau wie Chávez dem 70 Jahre alten Familienunternehmen vor, Lebensmittel zurückzuhalten und damit leere Supermarktregale zu provozieren.

Carlos Larrázabal, Chef des venezolanischen Industrieverbandes, bringt es auf den Punkt: „Die Regierung will die Bevölkerung davon überzeugen, dass im Sozialismus kein Platz für Privatunternehmen ist. Allerdings geht dieser Plan nicht auf. Verstaatlichungen waren bisher Fehlschläge, das kapitalistische Unternehmen Empresas Polar hingegen funktioniert hervorragend“.

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  1. 1
    cartira

    ¡ Una perlita mas ! Auch die Inflation ist die Schuld Dritter :

    Maduro: La inflación creció por el ataque a la moneda y el desabastecimiento

    ND.- Para el presidente Nicolás Maduro, la inflación que ha experimentado la economía venezolana “en los últimos meses” tiene su origen en el ataque a la moneda y al desabastecimiento. Así lo dijo en una entrevista transmitida en vivo por Telesur.

    “La inflación es un efecto que hemos tenido en los últimos meses del ataque a la moneda en primer lugar. En segundo lugar, el desabastecimiento. Entra a jugartodo el efecto de la especulación. Cuando nosotros vayamos abastaciendo y vayamos controlando… el ataque al dólar paralelo se va a establecer la inflación donde debe estar”.

    Maduro no específicó tal nivel.

    Informó además que el gobierno nacional “ha golpeado” a “grupos mafiosos” pero que no ha sido informado suficientemente. Y agregó: “Buena parte de esta jugadas contra la moneda se planifican en Miami”.

  2. 2
    jose

    „Der größte private Konzern des Landes produziert unter anderem das Maismehl, mit dem die Venezolaner ihre Arepas backen, die beliebten Maisfladen, die sie zum Frühstück und als Beilage zu jeder Mahlzeit verzehren. Auf den vielen Fiestas darf ebenfalls das Polar-Bier nicht fehlen. Mit einem Anteil von über 50 Prozent ist die Marke mit Abstand Spitzenreiter…..
    …….Offiziell wirft Maduro genau wie Chávez dem 70 Jahre alten Familienunternehmen vor, Lebensmittel zurückzuhalten und damit leere Supermarktregale zu provozieren.
    Carlos Larrázabal, Chef des venezolanischen Industrieverbandes, bringt es auf den Punkt: “Die Regierung will die Bevölkerung davon überzeugen, dass im Sozialismus kein Platz für Privatunternehmen ist. Allerdings geht dieser Plan nicht auf. Verstaatlichungen waren bisher Fehlschläge……Verstaatlichungen waren bisher Fehlschläge, das kapitalistische Unternehmen Empresas Polar hingegen funktioniert hervorragend” Mit über 50%)!“
    TROTZDEM gibt es ZU WENIG MAISMEHL!
    Ist das die Schuld der wenigen kleinen „verstaatlichten“ Maisproduzenten?

    • 2.1
      Annaconda

      Bis vor kurzem gab es mehere Produzenten ,welche Maismehl produziert haben so ca. 4-5 Unternehmen…nun ist es nach Enteignungen und Pleiten,nur noch die Empresa Polar,welche Maismehl produziert und deren Kapazität kann nicht alleine den einheimischen Markt abdecken.Diese werden jetzt von Maduro beschuldigt an der Knappheit schuld zu sein,was aber genau die Konsequenz deren 14jähriger Misswirtschaft ist.

    • 2.2
      Annaconda

      http://globovision.com/articulo/presidente-de-empresas-polar-aclara-acusaciones-falsas-hechas-por-maduro
      Auf dem Bild kannst du sehen,viewiele verschiedene Sorten von Maismehl es früher gab! Im Allgemeinen ist nun die Empresa Polar mit ihrem klassischen Harina Pan,die einzige ,welche noch produzieren. Obwohl sie die Produktion erhöht haben,können sie alleine nicht die Nachfrage im ganzen Land abdecken,wo es früher mehere Firmen waren…..verstanden?

      • 2.2.1
        jose

        Verstanden. Danke für die Info!

  3. 3
    Marlene

    Sie fallen mir schon seit längerer Zeit mit unqualifizierten Bemerkungen auf. Empresa produziert 48% des Maismehls in Venezuela. 52% der Betriebe sind verstaatlicht und nicht in der Lage, den Bedarf zu decken.

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