Ein Leser schreibt, „meine Frau ist Haïtianerin. Sie besorgt sich bei ihrem Haïtiaufenthalt jeweils ein Öl, das nach Nuss schmeckt und von den Haïtianern für Massagen sowie zur Wundheilung eingesetzt wird. Können Sie mir sagen, um welche Pflanze es sich hierbei handelt?“ Ich warte, bis einige Haïtianerinnen zu Hause sind, das sind ja Lehrerinnen, und die wissen alles. Der Fall ist sofort klar, man führt mich ums Haus und zeigt mir einige „Unkräuter“, die überall herumwuchern und die ich gleich konterfeie. Sie sind so interessant, dass ich sie gleich auszugsweise veröffentliche.
In meinem Vorbebengarten in Gresye hatte ich die Wunderblume sogar kultiviert, in verschiedenen Farbvarianten. Aber halt alles vergessen, das kommt vor in meinem Alter … Man hat ja Wikipedia, und das hilft, wenigstens meistens.
„Der Wunderbaum heisst „Ricinus communis“ und gehört zu den Wolfsmilchgewächsen (Euphorbiaceae). „Ricinus“ ist auch eine Zecke, da die Samen der Pflanze in ihrer Form an Zecken erinnern. Andere deutsche Trivialnamen sind Christuspalme, Hundsbaum, Läusebaum, Kreuzbaum oder eben Rizinus, kreolisch also PalmaCristi.“
„Im Zusammenhang mit der Verwendung des Öls der Wunderbaum-Samen als nachwachsender Energieträger wird der Wunderbaum von der Industrie und in den Medien auch als Castorpflanze bezeichnet. Das geht vermutlich zurück auf unsaubere Übersetzung der international verwendeten englischen Bezeichnung castor oil plant. Die Samen der Pflanze werden allerdings auch im Deutschen schon länger als Castorbohnen bezeichnet.“
„Die Rizinus-Pflanze ist schnellwüchsig und wird unter idealen Bedingungen innerhalb von drei bis vier Monaten bis zu fünf Meter hoch. In tropischem Klima erreicht sie nach mehreren Jahren Wuchshöhen von bis zu 13 Metern und bildet einen verholzten Stamm. Die wechselständig stehenden Laubblätter sind 30 bis 70 Zentimeter groß, glänzend, grün, haben lange Blattstiele und sind fünf- bis elflappig handförmig. Auch die stark wasserhaltigen Stängel sind bei einigen Sorten rot überlaufen. Der Wunderbaum blüht von August bis Oktober. Es werden große, endständige rispige Blütenstände gebildet. Es werden rotbraune, mit weichen Stacheln besetzte, dreifächerige Kapselfrüchte mit rötlichbraun-marmorierten, bohnenförmigen Samen gebildet.“
Die „Castorbohnen“ genannten Früchte erinnern an vollgesaugte Zecken erinnern. Die Pflanzenart ist ursprünglich in Nordost-Afrika und dem Nahen Osten beheimatet. Als Kulturflüchtling hat sie sich mittlerweile in allen tropischen Zonen verbreitet. Die Art liebt einen vollsonnigen, warmen und windstillen Platz. Der Boden sollte humus- und nährstoffreich und gut durchlässig sein. Eine gute Wasserversorgung fördert zwar das Wachstum, ist aber nach gutem Anwachsen nicht mehr zwingend, denn die Pflanze toleriert Dürrezeiten.
Nach dem Schälen der Früchte kommen die kleinen Samenkörner zum Vorschein; sie werden im Mörser zerstampft und ergeben das Rizinusöl. Im Gegensatz zu den Samen ist es ungiftig. Neben medizinischen Anwendungen wird es als Massage-Öl, im Motorsport als schmierender Bestandteil dem Treibstoff beigegeben, und in Mischung mit Methanol wird es zur Schmierung von Verbrennungsmotoren im Modellbau eingesetzt.
Die Verwendung als Medizinal- und Ölpflanze ist bereits um 1552 v. Chr. bezeugt, auch wurden Samen der Pflanze in ägyptischen Gräbern gefunden. Am bekanntesten ist die Verwendung als Abführmittel bei Verstopfung oder zur beschleunigten Darmentleerung. Die Wirkung tritt zwei bis vier Stunden nach der Einnahme von rund 10 bis 30 Millilitern Rizinusöl ein. Einige Verbindungen des Öls wirken aber schon nach 10 bis 20 Sekunden. In höheren Dosen können Übelkeit, Erbrechen, Koliken und heftiger Durchfall auftreten. Während des italienischen Faschismus war die Zwangsverabreichung von Überdosen Rizinusöl eine berüchtigte Foltermethode mit vielen Todesopfern.
Die Samenschalen sind sehr giftig, da sie das toxische Eiweiß Rizin, ein Lektin, enthalten. Bei der Einnahme kann schon eine Menge von 0,25 Milligramm tödlich wirken, das entspricht wenigen Samen. Die parenteral tödliche Dosis beträgt bei Mäusen je nach Reinheitsgrad der Substanz etwa ein Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Rizin löst sich zwar in Wasser, ist aber fettunlöslich und daher im Rizinusöl nicht enthalten. Beim Pressen der Samen verbleibt das Gift somit in den Pressrückständen.
„Symptome einer Rizin-Vergiftung sind starke Schleimhautreizung, Brennen in Mund und Rachen, Schädigung von Niere, Leber, Magen und Darm, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Tod üblicherweise durch Kreislaufversagen etwa zwei Tage nach der Vergiftung. Ein agglutiniertes Protein führt zum Verklumpen der roten Blutkörperchen. Es ist kein Gegengift bekannt.“
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