Über Wunder hab ich schon oft geschrieben, die sind in Haïti alltäglich. In diesen Tagen fühlen wir uns in einem richtigen Strudel und müssen aufpassen, dass der Kopf über Wasser bleibt. Besonders am 1. August, da strudelte es gnadenlos. Seit etwa zwei Tagen war bekannt, dass ein etwas höher liegendes Nachbarhaus unserer Schule wegen Zahlungsunfähigkeit des Besitzers von einer Bank übernommen und verwertet werden sollte, das war eine seltene Chance für uns. Denn für ESMONO, die aus allen Fugen platzt, war das gerade die Erweiterungsmöglichkeit, die wir dringend brauchten.
Es handelt sich um vier nebeneinander liegende, noch als Wohnungen dienende und als Klassenzimmer geeignete, von aussen durch Haustüren zugängliche Räume von je 4×4 Meter, ein fünfter Raum befindet sich im Bau und muss noch fertig gestellt werden. Einiger Umschwung ist mit Bananen- und andern Bäumen reich bepflanzt und wird einen Schulgarten ergeben, was beim bisherigen Schulhaus mangels Umschwung nicht möglich war.
Wir liessen den Preis durch einen befreundeten Anwalt schätzen, der wurde als einmalige Gelegenheit befunden und man riet uns zum sofortigen Zuschlagen. Etwa die Hälfte konnten wir aus eigenen Mitteln berappen, für die andere Hälfte stellte uns eine Freundin und Leserin aus der Schweiz ein zinsloses Darlehen zur Verfügung, das auch noch rechtzeitig eintraf. Natürlich werden wir nach Eingang der nötigen Mittel diese Projekt-Patenschaft Nr. 11 als Erstes zurückzahlen.
Unsere Fantasien werden sich hier verwirklichen, wir träumen von einem vertikalen Mandalla-Garten, in dem die Schüler lernen können, in steilem Gelände Nahrungsmittel anzubauen ohne die Erde zu verlieren. Mit den Kompostoi-Leuten habe ich Verbindung versucht aber keine Antwort erhalten, die scheinen noch nicht bereit zu sein. Denn ich träumte auch davon, in biologischen Toiletten gerade die Erde selbst herzustellen, also Terra Preta zu generieren. Vielleicht wird das später einmal Wirklichkeit, wie noch viele Träume.
Als abends die 1. August-Feier begann, nobel im Hotel Montana, war der Tag schon reich befrachtet. Ich sprach mit einem Vertreter der Schweizer Botschaft, der unsere Schule in Zukunft etwas betreuen wird, mit Dutzenden anderer Helfer und Interessierter und, last but not least, musste noch herhalten für ein Interview für den „Nouvelliste“, die grösste Tageszeitung des Landes. Ein Fotograf blitzte das alles ab, und vielleicht werden wir ein Ergebnis in der Zeitung lesen. Ein wichtigeres Ergebnis wird sein, dass sich einheimische Medien endlich für ESMONO interessieren, und damit hoffentlich einheimische Leser und Spender. Denn das Projekt muss endlich ein haïtisches werden, mein letztes, grosses Abenteuer kann ja nicht mehr allzu weit weg sein.
Doch jetzt werde ich auf Traumreise gehn, denn kreativer Schlaf und Eustress rufen! Wir werden weiterhin grosszügige Spender brauchen. Denn Ideen und gute Helfer haben wir, und ESMONO muss weiterblühen! Das zweite Schulhaus ist geboren!
Hallo Ottie,
Gratulation für diese wunderbare Chance. Du bist mein Vorbild! Denn in Deinem ehrwürdigen Alter noch so viel auf die Beine zustellen ist einzigartig!
Ich wünsche Dir weiterhin eine robuste Gesundheit und noch viele Chancen und Gelegenheiten für die Kids in Haiti.
Weiterhin viel Glück. Vielleicht sehen wir uns im neuen Jahr, wenn wir rüberkommen. Bis dann und ganz herzliche Grüße von
Michael Kaasch, HaitiCare e.V.