Es ist Freitag, in afrikanischen Medinas hatten dann die muslimischen Geschäfte Feiertag und waren geschlossen, am Samstag feierten die benachbarten Juden und am Sonntag – wer weiss es nicht – kamen die Christen dran. Immer musste es mit Göttern zu tun haben, man brauchte Götter, damit man festen und feiern konnte. In Haïti gab es davon über 400, und ausser den Vaudouisants noch andere Glaubensbrüder. Sogar auch „Ungläubige“, wo gibt es die nicht.
Wir lassen die Glauben einfach mal auf der Seite und befassen uns mit der nackten Sprache, der deutschen in diesem Fall. Und da heisst „Freitag“ einfach „mach mal frei“, ruh dich aus, überlass das Rennen nach Geldern und Gütern den andern, ganz wenig genügt. Lass dich beflügeln von Göttern und Geistern. Geister können schon durch schöne Worte aufsteigen, in einem heutigen e-Mail zum Beispiel: „Gratulation für diese wunderbare Chance. Du bist mein Vorbild! Denn in Deinem ehrwürdigen Alter noch so viel auf die Beine zu stellen ist einzigartig! Ich wünsche Dir weiterhin eine robuste Gesundheit und noch viele Chancen und Gelegenheiten für die Kids in Haiti.“ Das beflügelte mich umso mehr, als der Schreiber seit langem auch MEIN Vorbild war, Gründer und Leiter eines grossen erfolgreichen Hilfswerks, noch älter als ich.
Beflügelt haben mich auch andere Geister, wenn auch gestern. Wenn du glaubst, da oben in den Bergen von Haïti herrsche oft Langeweile, da irrst du dich. Auch ohne aber besonders MIT Internet überstürzen sich die Ereignisse, und Langeweile kennt hier niemand. Täglich erlebst du Geschichten, die unter die Haut fahren. Die Geschichten sind ebenso ungewöhnlich wie beeindruckend, wie die die „im Heimatstil“ beginnt, nämlich in der Schweiz, und als Zukunftstraum hier enden wird. Eine Leserin hatte einst ihr Kind verloren und findet jetzt Trost in meinen Kolumnen, vor allem bei den neuglücklichen Strassenkindern. Sie hat den Wunsch geäussert, ihre Kokorat bald einmal selber sehen zu können. Sie ist willkommen und WIRD auch kommen!
Diese Geschichte geht mir beinahe an die Nieren, hatte doch auch ich mein Paradies und Alles verloren, damals am 12. Januar 2010, als 316.000 den Tod fanden. Ich habe überlebt, und wieder bei Null begonnen, ab sofort und für immer auf alles Geld verzichtet, die Zukunft den Strassenkindern vermacht. Und heute blühen zwei Schulen aus den Trümmern. Und die Kokorat können wieder lachen, hüpfen, singen und springen, dank deiner Hilfe! (Zur Schreiberin der Vorgeschichte:) Ja, das musst du sehen!
Und auch eine Musikgeschichte ist dabei: der Schweizer Komponist (es war diesmal nicht Schöre), der mir aufgrund unserer Hüpfdohlen die Rechte auf all seine Songs zuhanden unserer Tanzkinder schenkte, sodass wir bei der Verwendung seiner Musik nicht mehr von Youtube mit Klagen bedroht und gesperrt werden, wie auch schon. Wir, die Tanzkinder und ich, warten nun ungeduldig auf die versprochene CD, leider lässt das „Funktionieren“ der hiesigen Post erwarten, dass das etwas länger dauern könnte. Den Namen des kredenzenden Komponisten behalte ich noch bei den Geistern, um meine Leser etwas auf die Folter zu spannen.
Übrigens, enorm wichtig und seit Monaten diskutiert, haben wir uns heute für das Wasseraufbereitungssystem WATA entschieden, das in den Projekten der befreundeten Mains-à-Mains verwendet wird, wir sind zu instruierenden Seminaren eingeladen. Auch unser Sanitär-Ingenieur, Ingenieur bei der Sogebank, findet diesen Entscheid sinnvoll und unterstützt ihn. Dies ist auch ein Mosaiksteinchen im Kampf gegen die Geissel der immer noch grassierenden Cholera. Das Wasserfest wird steigen!
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