Glück ist ein Gefühl, das kann man nicht abbilden. Aber man kann es visualisieren. Wenn ich Glück visualisieren müsste, würden sich nichts besser als diese Bilder eignen. Fotos der Gesichter meiner Pflegefamilie mit Melissa, und unten ihrer Tochter Olmyda. Dass ich finde, hier herrsche ein Paradies, ist wohl klar wenn man die Gesichter meiner Pflegefamilie sieht, bei der ich nach dem Erdbeben Zuflucht gefunden habe. Obschon die zur Zeit der Aufnahme noch keine Schule hatten, wir alle hatten nichts,überhaupt nichts, und trotzdem strahlen diese Gesichter pures Glücksgefühl. Wie werden sie erst strahlen, wenn einmal der Container eingetroffen ist mit all den Geschenken. Vorläufig aber geben sie noch Schule, monatelang ohne eine rote Münze zu verdienen, und machen die Strassenkinder ebenso glücklich.
Nicht umsonst bin ich nach meiner Evakuation nach Europa schleunigst zurückgekommen und möchte hier bleiben, so lange ich bin. Bei diesen lieben, lebensfrohen und fleissigen Menschen, die singen und klingen, tanzen und springen, zuerst ohne und dann mit wenig Zustupf eine Schule für 100 Strassenkinder realisieren und die ebenfalls strahlen machen, aus dem Dunkel heraus. Während unsere Brüder und Schwestern aus „gelernten Landen“ planen, tagen und streiten, um das nächste Zahltagsäckli nicht zu verpassen. Als Mitarbeiter rekrutieren sie nur noch Einheimische, denen zahlen sie oft nichts.
Das früher gewohnte „Paradies“, das mit den prächtigen Pflanzen und tropischen Landschaften, den samtweichen Stränden und den wilden Bergen ist wohl vorbei, für mich für immer und auch für meine Leser. Die kann ich manchmal noch auf uralte Artikel verweisen. Ich selber habe leider gealtert und bin nicht mehr so gelände- (und zisternen-) gängig wie auch schon, aber vor allem kredenze ich meine Spendengelder und sonstigen Einnahmen zu 100% der ESMONO und verzichte auf den Unterhalt eines Wagens, besonders angesichts der Fressgier von Autoreparaturen.
Und wenn man die Preise für übliche Hotels betrachtet erkennt man, dass sich diese einem Tourismus angepasst haben, wie er mit der Armut der Bevölkerung, der Kokorat und unseren Zielen kaum vereinbar ist. Von diesem Tourismus gehen ein Grossteil der Einnahmen an die Royal Caribbean Cruises in den USA, der kleine Rest der in Haïti bleibt geht mit Bestimmtheit auch nicht an Kokorat oder ähnlich.
Das weltgrösste Luxusschiff (wohl schon überholt) ankert jeweils nur ein paar Tage im „Paradies“ in Haïti, und das ist trügerisch. MEIN Paradies hier sieht anders aus, hört sich anders an und liegt nicht in Labadee, sondern in Lakou-mango, oben in den Schwarzen Bergen. Meine lieben Leser sind herzlich eingeladen, DARAN mitzubauen. Sicher gibt es noch andere Paradiese hier, aber man muss sie kennen. Wenn man sie nicht kennt, beginnt die Hölle, unversehens und unerbittlich.
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