Quinoa boomt. Das getreideähnliche Korn (Chenopodium quinoa) ist nicht nur Liebling bei Veganern, sondern mittlerweile schwer in Mode bei gesundheitsbewuβten Verbrauchern. Neben den traditionellen Anbauländern wie Peru, Bolivien und Ecuador wittern seit einiger Zeit auch andere Staaten das groβe Geschäft. Sie bauen Quinoa im groβen Stil an, verdrängen gängige Produkte von ihren Anbauflächen und gefährden damit das ökologische Gleichgewicht. In Ecuador versucht man, in einem Pilotprojekt mit deutscher Beteiligung, eine sanfte Anbaumethode umzusetzen, die respektvoll für Natur und Mensch ist.
Die gesundheitlichen Vorteile von Quinoa haben sich weltweit rumgesprochen. Diätassistenten referieren mit Vorliebe über fettarmes, glutenfreies Quinoa, das mit einem Gehalt zwischen 14-18% einen hohen Anteil an pflanzlichen Proteinen hat und als nahrhafter Ersatz für Fleisch dient. Nebenbei enthält es noch als einzige Nährpflanze alle zehn notwendigen Aminosäuren. Sein Kalorienwert ist gröβer als bei Eiern oder Milch. Es hat die Vitamine E und B2 und enthält mehr Mineralien, wie z.B. Kalzium, Phosphor, Kalium und Magnesium, als anderes Getreide. Neuste Forschungen zeigen, dass Quinoa sogenannte Phytoöstrogene enthält, denen man nachsagt, sie verringern das Risiko auf Osteoporose, Arteriosklerose und Brustkrebs. Das sind Argumente, die überzeugen und das Kaufverhalten extrem verändern.
Das Korn der Inka soll bereits vor 7.000 Jahren in der Andenregion angebaut worden sein. Sechs Staaten produzieren Quinoa inzwischen kommerziell, in 70 Ländern laufen Versuche, das hochwertige Nahrungsmittel zu produzieren, darunter Frankreich, England, Schweden oder Kenia.
Grosse Hoffnung auf Quinoa setzt auch die Generalversammlung der Vereinten Nationen und erklärte 2013 zum „Internationalen Jahr der Quinoa“. Ein Zeichen, das dem Anbau der Pflanze einen Schub geben soll, um damit den Welthunger zu verringern. Die Nachfrage nach Quinoa ist in den letzten zehn Jahren dermaβen gestiegen, dass sich die Preise auf dem Weltmarkt von 2006 bis 2011 (eine Tonne kostete rund 2400 Euro) verdreifacht haben. Auch in den Produktionsländern selber ist der Preis in die Höhe geschossen. So kostete in Peru vor eineinhalb Jahren 1Kg Quinoa noch 8 SOL (2,24 Euro), heute sind es 12 SOL (3,23 Euro). Folge der immensen globalen Nachfrage ist allerdings auch, dass die örtliche, arme Bevölkerung in Peru und Bolivien sich nun kaum noch selber ihr traditionelles Nahrungsmittel leisten kann.Die Topproduzenten von Quinoa, wie Peru und Boliveen erhöhen jährlich ihre Anbauflächen und die Ertragsmengen. Waren es in den 80ern noch 36.000 Hektar, gab es 2000 schon 67.000 Hektar Anbaufläche. Allein in Peru werden zur Zeit auf rund 35.000 Hektar jährlich 45.000 Tonnen geerntet.
Der Anbau ist bis in Höhen von 4.000 Metern verhältnismäßig einfach, die Pflanze benötigt so gut wie keinen Dünger, ist kaum anfällig für Schädlinge und stellt geringe Ansprüche an Boden und Wasser. Diese günstigen Bedingungen reizen auch andere Länder, die nicht in den Anden liegen und nie einen Bezug zum „Inkareis“ hatten, am großen Reibach teilzuhaben. Es gibt nun riesige Quinoa-Farmen in Colorado Rocky Mountains, genauso wie in Kanada, Australien, China, Indien und Paraguay. So wie es vor Jahren Mode war, in großem Stil Raps und Soja anzubauen, werden nun riesige Flächen mit Quinoa verheizt. Das bedeutet auch Erosion, Artenverlust und alle ökologischen Nachteile, die eine Monokultur mit sich bringt. In Peru und Bolivien verdrängen diese Monokulturen die traditionellen Anbaumethoden, die Mischkulturen, Rotation und natürliche Düngung.
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